Das Ostercamp 2018 – ein kurzer Nachhall
Winfried Thiessen* | High Noon an einem sonnigen Sonntag Ende März. In der Nacht waren die Uhren auf Sommerzeit umgestellt worden. Das bedeutete eine Stunde Schlaf weniger. Deshalb schleppte sich mein Körper noch etwas schlaff und müde den verwaisten blista-Campus zur Ostercampwohngruppe in der Gabelsbergerstraße 13 hinauf. So in etwa hatte ich es mir jedenfalls in meinen Vorstellungen am Vortag ausgemalt. Da aber die Bahn wieder einmal Verspätung hatte, nahm ich vom Bahnhof ein Taxi, schließlich würde bei den Vorbereitungen zum Ostercamp jede Hand gebraucht – vor allem die meine, so glaubte ich zumindest. Aber wer hätte das gedacht, es lief auch ohne mich – und das beruhigte. Ich suchte mir ein ruhiges Plätzchen am Esszimmertisch mit Blick auf die Küchenzeile, nahm die pädagogische Grundhaltung ein – beide Ellbogen auf dem Tisch, Kaffeebecher in Mundhöhe beidhändig verankert – und schaute meinen Kollegen bei ihrem munteren Treiben zu. Es war die Ruhe vor dem Ansturm.
Kurz darauf klingelte es auch schon an der Haustür. Innerhalb kürzester Zeit füllte sich die Wohngruppe und es ging zu wie in einem Bienenstock zur allerüppigsten Blütenzeit. Es summte und brummte überall, aber vor allem in meinem Kopf – ich machte mir eifrig Gesprächsnotizen, um nichts Wichtiges zu vergessen. Der Nachmittag verging wie im Flug, und so plötzlich, wie die Eltern aufgetaucht waren, waren sie auch wieder verschwunden, und das Ostercamp konnte mit Kennenlernspielen, organisiert vom vierköpfigen Theaterteam, in der Aula beginnen. Darf ich mich vorstellen: Winni Wallnuss – einer von sechs zuständigen Wohngruppenbetreuerinnen und Betreuern.
Natürlich war ich zu Beginn des Ostercamps gespannt angespannt – wie wird es diesmal werden? Da es nicht mein erstes Camp war, dachte ich gleich: „The same procedure as every year.“ Der Rahmen war auch diesmal, wie in jedem Jahr, mit kleinen Abweichungen, die dem Wettergott geschuldet waren, identisch, bot also wenig Raum für große Überraschungen: Vormittags sollte es zum Reiten in den Reithalle gehen, und am Nachmittag würde in der Schulaula Theater gespielt. An einem Abend würden wir das mit Wasserspielzeug bestens ausgestattete blista-Spaßbad erobern, wo jeder Tag ein Warmbadetag ist, und an einem Nachmittag – statt Theater – sollte es in den Kletterwald (für die Kälteresistenten) oder auf die Kegelbahn (für die Frostbeulen), gehen … alles wie gehabt und fast bis aufs kleinste Detail geplant – wo könnte sich da die Überraschung versteckt haben? Richtig: die einzig wirklich Unbekannte waren die Ostercampteilnehmerinnen.
In diesem Jahr hatten sich bis auf eine Ausnahme nur Mädels angemeldet, alle zwischen 10 und 14 Jahre alt. Wie in jedem Jahr gab es mehr Bewerber für das Ostercamp als aufgenommen werden konnten. Wir mussten also eine Auswahl treffen. Und wie es der Zufall wollte, vielleicht hatten wir aber auch einfach ein gutes, erfahrenes Auswahlhändchen gehabt, oder es lag daran, dass die Teilnehmerzahl diesmal auf acht beschränkt worden war und es damit insgesamt irgendwie familiärer zuging, jedenfalls passte alles! Und so sollte es ein etwas anderes Ostercamp werden, denn die von den Mädels mitgebrachten positiven Schwingungen verstärkten sich von Tag zu Tag, eine Wolke Good Vibrations hing über dem Ostercamp. Acht Mädels und kein Zickenterror – wie geil und unerwartet ist das denn! In diesem Jahr hatten sich bis auf eine Ausnahme nur Mädels angemeldet, alle zwischen 10 und 14 Jahre alt. Wie in jedem Jahr gab es mehr Bewerber für das Ostercamp als aufgenommen werden konnten. Wir mussten also eine Auswahl treffen. Und wie es der Zufall wollte, vielleicht hatten wir aber auch einfach ein gutes, erfahrenes Auswahlhändchen gehabt, oder es lag daran, dass die Teilnehmerzahl diesmal auf acht beschränkt worden war und es damit insgesamt irgendwie familiärer zuging, jedenfalls passte alles! Und so sollte es ein etwas anderes Ostercamp werden, denn die von den Mädels mitgebrachten positiven Schwingungen verstärkten sich von Tag zu Tag, eine Wolke Good Vibrations hing über dem Ostercamp. Acht Mädels und kein Zickenterror – wie geil und unerwartet ist das denn! Es waren vor allem Kleinigkeiten, die den Unterschied machten: Wenn das Essen nicht immer den eigenen Vorlieben entsprach, dann wurde nicht genöhlt, sondern frau suchte sich eine Alternative. Beim Einsteigen in den Bus zum Reitstall ging es gesittet zu, der Ellbogen blieb eingeklappt.
Bei der Bewältigung des Alltags halfen sich die Mädels gegenseitig. Worte wie: danke, bitte und Entschuldigung, die in meinem Repertoire ein ziemlich stiefmütterliches Dasein führten, fielen vermehrt und steckten an. Unsere Freizeitangebote wurden begeistert angenommen, nach der Reithalle – zufriedene Gesichter, im Theater – kreatives Engagement, im Schwimmbad – Wasserratten, beim Klettern – bis an die Grenzen, beim Kegeln – ungeahnter Ehrgeiz. Alle stürzten sich mit Schwung und Energie auf Neues und Unbekanntes. Und ach ja, auch nicht ganz unwichtig, im Laufe der Tage fand sich für jedes Töpfchen ein Deckelchen – oder sogar mehrere. Aus Einbett- oder Zweibettzimmern wurden Matratzenlager. Die gesamte Frauschaft erwies sich die ganze Woche über als quickfidel und voller Elan. Ich fühlte mich am Ende wie ein ausgelutscher Drops, aber auf eine angenehme, erfüllte Weise – ich war sehr zufrieden. Die Tage vergingen wie im Zeitraffertempo, und schon hieß es wieder Abschiednehmen, das sich der Traurigkeit wegen dann noch ziemlich in die Länge zog. Es war eine schöne Woche: Tränen lügen nicht.
Also, danke für die tolle Zeit, liebe Teilnehmerinnen!
[* Pädagogischer Mitarbeiter im Internat]