Für alle das Passende
Eindrücke von der RehaFair 2022
Isabella Brawata | Endlich, nach der Corona-Pandemie, fand die RehaFair wieder in der Sporthalle der blista statt. Rund 20 Hilfsmittelfirmen sowie unterschiedliche Beratungsangebote der blista und anderer Einrichtungen stellten sich vor. Es folgen einige Eindrücke aus der blindentechnischen Grundrehabilitation (BtG):
Uta Willms, eine Rehabilitandin der BtG, hat sich die Braillezeilen aller Anbieter angeschaut und sich die Vor- und Nachteile erläutern lassen, weil sie sich demnächst eine Zeile beantragen möchte.
"Ich bin begeistert, dass die Messe so überschaubar ist. Auf anderen Hilfsmittelmessen ist es viel hektischer und unübersichtlicher. Ich wurde an allen Ständen fachkundig beraten und man nahm sich viel Zeit für mich."
Bianca Bürkle, ebenfalls eine Rehabilitandin der BtG, ist vom Einkaufsfuchs so begeistert, dass sie gleich mit der Hilfsmittelfirma vereinbart hat, ihn zu Hause zu testen. „Ich weiß, dass es Apps gibt, die Produkte erkennen können“, sagt sie, „aber ich bin auf den Einkaufsfuchs neugierig und möchte ihn ausprobieren.“
Markus Marte, Fachkraft für blindenspezifische Arbeitstechniken, interessierte sich vor allem für neueste technische Entwicklungen. „Besonders hat mich die Envision Glasses begeistert, eine Brille, die mithilfe künstlicher Intelligenz über zahlreiche Fähigkeiten verfügt, beispielsweise scannen und abspeichern von gedruckten und handschriftlichen Texten, Objekterkennung auf Fotos und in der Umgebung usw. Die Envision Glasses betrachte ich als eine deutlich weiterentwickelte und verbesserte Version der Orcam, die auch für vollblinde Menschen sinnvoll einsetzbar ist.“
Sascha Walbrecht, Fachkraft für Informationsverarbeitung, äußert scherzhaft die Befürchtung: „Ich habe eine Software entdeckt, die mich bald arbeitslos machen könnte.“ Das Diktierprogramm Dragon in Verbindung mit dem Screenreader JAWS kann nicht nur gesprochene Sätze so gut wie fehlerfrei auf den Bildschirm zaubern, was für Menschen, deren Stärke nicht gerade in der Rechtschreibung liegt, eine große Erleichterung ist, sondern ist außerdem in der Lage, Word-Befehle wie ‚Erstelle eine Tabelle‘, ‚Drucke diese Zeile fett und unterstreiche sie‘ auf Zuruf auszuführen. Damit entfällt zumindest zum Teil das lästige Lernen von Word-Tastenbefehlen. Sascha Walbrecht hat außerdem einen JAWS-Befehl ersonnen, der es, wie bei der Excel-Tabellen-Überwachung, ermöglichen soll, in einem Word-Dokument immer wieder zu einer bestimmten Stelle springen zu können und er ist sehr froh darüber, eine Hilfsmittelfirma gefunden zu haben, die ihm ein Skript für diesen Befehl erstellen wird.
Karin Lehmann, ebenfalls Fachkraft für Informationsverarbeitung, interessierte sich sehr für das Programm EasyTask, das Arbeitsvorgänge am Rechner vereinfacht und beschleunigt.
Bemängelt haben einige Rehabilitand*innen, dass die Hilfsmittelfirmen sie nicht aktiv angesprochen hätten. Da ja der Augenkontakt, um Interesse zu signalisieren, bei blinden und stark sehbehinderten Kund*innen wegfällt, hätten es einige Besucher*innen mit Blindheit und Sehbehinderung gut und hilfreich gefunden, wenn die Standinhaber*innen verbal auf sich aufmerksam gemacht und die Vorbeigehenden freundlich angeredet hätten.
Mein Fazit: Die RehaFair ist genau richtig für alle, die sich über Hilfsmittel für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung informieren möchten. Sie ist einerseits nicht so riesig, dass man sich nicht mehr zurechtfindet, bietet jedoch andererseits einen sehr guten Überblick über Neues und Bewährtes. Sowohl für den Alltag als auch für Ausbildung, Studium und Beruf boten zahlreiche Informations- und Beratungsmöglichkeiten die Gelegenheit, die wichtigsten Hilfsmittelfirmen und deren Produkte kennenzulernen.