„So hätte mir Chemie auch Spaß gemacht”
Abi Jahrgang 1959 besucht die blista
Thorsten Büchner | Groß war die Wiedersehensfreude, als sich das Grüppchen der vier Abiturienten des Jahres 1959 und ihre vier Ehefrauen auf dem blista-Campus trafen. In den nächsten Stunden wurden jede Menge Erinnerungen an die eigene blista-Zeit wieder lebendig. Gleichzeitig erfuhren sie, wie der blista-Alltag heute, auf den Tag genau 60 Jahre nach dem eigenen Abitur, aussieht.
Zunächst wurde anhand des taktilen blista-Modells am Infopunkt genauestens verfolgt, wie sich der Campus in den letzten Jahren verändert und vergrößert hat. Anschließend wurde mit dem Klassenraum der Jahrgangsstufe 5 ein moderner Unterrichtsraum unter die Lupe genommen, in dem sehende, sehbehinderte und blinde Schülerinnen und Schüler gemeinsam lernen. Beeindruckt zeigten sich Werner Vogt, Otto Hauck, Helmut Vollert, Hubertus Ellerhusen und ihre Partnerinnen von den technischen Möglichkeiten und Bedingungen im Oberstufengebäude.
Der Schulleiter der Carl-Strehl-Schule, Peter Audretsch, begrüßte die Gruppe im Foyer der Schule, beantwortete Fragen, stellte selbst welche und erfuhr so, dass die Gruppe der erste Jahrgang war, der im Gebäude „Am Schlag 6a” die Abiturprüfungen ablegte, eben 1959, ein Jahr nach Einweihung der „Carl-Strehl-Schule”.
Danach begleitete Audretsch die Jubilare in die elfte Klasse von Herrn Balzer. Dort erzählten blista-Schülerinnen und Schüler wie Leonie und Finn von ihrer bisherigen Schullaufbahn und ihrem Lernalltag und Hobbys an der blista. „Ich finde es toll, dass einige von euch, neben den modernen Techniken wie dem Internet und der Braillezeile, auch noch echte Punktschriftbücher aus Papier in die Hand nehmen”, freute sich Hubertus Ellerhusen.
Gerne beantworteten die vier Jubilare auch Rückfragen zur eigenen Schulzeit. „Wenn blista-Schülerinnen und Schüler gerne wissen wollen, wie es früher an der blista so zuging: Wir erzählen gerne davon und kommen auch gerne mal zu einem Besuch in den Unterricht”, fügte Ellerhusen noch hinzu. Die Zeit mit der elften Klasse verging wie im Flug, so dass sich die Gäste fast ein wenig sputen mussten um rechtzeitig zu „ihrer Chemiestunde” bei Tobias Mahnke zu erscheinen. Dort präsentierte Mahnke mit Feuereifer die neuen Möglichkeiten, mit 3D-Modellen chemische Vorgänge „begreifbar” und „handhabbar” zu machen. Für viele der Gäste war diese Chemiestunde ein „ganz besonderes Erlebnis.” „So hätte mir früher Chemie auch richtig Spaß gemacht”, war Otto Hauck sichtlich begeistert davon, dass das eigene Ausprobieren und Experimentieren im Mittelpunkt des naturwissenschaftlichen Unterrichts an der blista steht. „Krater und Kerze” stand genauso auf dem Programm, wie das wahrnehmbar-Machen einer farblichen Veränderung von Flüssigkeiten in einem Reagenzglas.
„Da muss ich fast 80 Jahre alt werden, um endlich mal ein Reagenzglas für ein Experiment in der Hand zu halten”, war Helmut Vollert stolz auf seine „chemische Premiere”.
Bevor es zum gemütlichen Ausklang des blista-Rundgangs in die Mensa ging, stand noch eine Stippvisite im „alten Klassenraum” auf dem Programm. Kaum betraten die Jubilare den Raum im zweiten Stock, begannen schon die Erinnerungen zu sprudeln: „Du hast ganz hinten gesessen. Wir eher hier vorne.” „Damals habe ich mich doch in einem dieser Hochschränke mal versteckt.”
Zum Schluss erhielten die vier Abiturienten, wie es seit vielen Jahren für die blista-Absolventen Tradition ist, mit sechzigjähriger Verspätung durch die blista-Öffentlichkeitsarbeit eine blista-Tasse mit Brailleaufdruck. Voller Eindrücke und zufrieden verließ das muntere Grüppchen die blista, um sich auf das abendliche Beisammensein in der Marburger Oberstadtvorzubereiten.