Briefe an zukünftige Mitschüler*innen
Textverarbeitung mal anders
Heike Flach und Klasse 7 b | In den 7. Klassen bot der Stundenplan die Möglichkeit, Übungsstunden in Textverarbeitung einzubauen. Im 14-tägigen Wechsel fand sich jeweils die halbe Klasse zusammen. Spielerisch oder mit kreativen Schreibthemen konnten die Schüler*innen das 10-Finger-Tippen weiter trainieren, das sie bereits in der 6. Klasse gelernt hatten. Eine Aufgabe war es z. B., einen Brief an potentielle neue Mitschüler*innen zu schreiben. Hier sind nun einige Auszüge aus den Briefen der Klasse 7 b zusammengestellt.
„Ich bin mittlerweile knapp drei Jahre hier und in unserer Klasse (bestehend aus 14 Schüler*innen) gibt es fünf blinde Schüler*innen. Hier versteht sich jeder mit jedem. Ob sehbehindert, blind oder sehend: das spielt in unserer Klassenge-meinschaft keine Rolle.“ (Corbinian)
„Als ich in die Wohngruppe kam, war ich sehr aufgeregt. Wie wird es werden? Bekomme ich Heimweh? Werde ich Freunde finden? Diese Fragen und viele andere stellte ich mir. Am Anfang war ich noch ruhiger, doch ich wurde immer gesprächiger. Ich fand im Internat wie in der Schule schnell Freunde.“ (Beritan)
„Das Essen ist hier wirklich gut und abends und morgens darfst du dir auch mal was zum Essen wünschen. Zum Beispiel Salami oder deinen Lieblingskäse. Am Anfang klingt es nach viel Unterricht, aber daran gewöhnt man sich. Ab der 7. Klasse darfst du sogar mit dem Laptop schreiben, damit es noch schneller geht. Auch ein großer Pluspunkt unserer Schule ist, dass wir eine eigene Schwimmhalle haben und somit der Weg zum Schwimmunterricht nicht weit ist.“ (Antonin)
„Logischerweise ist der erste Punkt erstmal der Mut, in ein Internat zu gehen. Einfach durch und dann hat man es geschafft, so habe ich es gemacht. Dann musste man zu etlichen Gesprächen gehen, wo alles besprochen wird. Dann bist du schon beim letzten Schritt: die Hospitation… Da gehst du in irgendeine WG (Wohngemeinschaft) und bleibst dort für 3 Tage. So als einen kleinen Minivorgeschmack, wie es in einer WG läuft. Man kann sich das wie eine Klassenfahrt vorstellen. Nur dass man diese JEDE Woche hat :-)
[…] Wenn du durch die Hospitation jetzt so dolle überrascht bist, dass du sofort zur blista willst, dann musst du nur paar Verträge unterschreiben und dann geht es im nächsten Schuljahr schon los.“ (Kian)
„In der Schule ist es fast wie an einer normalen Schule. Es gibt dieselben Fächer und dieselben Themen werden behandelt. Es gibt Schüler*innen, die alles sehen und welche, die wenig bis gar nichts mehr sehen. Für die Schüler*innen mit einer Beeinträchtigung gibt es spezielle Hilfsmittel. Jeder und jede wird so gefördert, wie es notwendig ist. Freundschaften werden schnell geschlossen und in den Wohngruppen kann man sich leicht besuchen.“ (Emilie)
„Ich habe gelernt, dass ich an der Blista nichts zu befürchten habe und es macht Spaß, auf diese Schule zu gehen. Es gibt weder unhöfliche Lehrer*innen (von denen, die ich kenne) und auch wenig Streitereien zwischen Schüler*innen. Man muss auch sagen, dass an dieser Schule so gut wie jeder hilfsbereit und offen zu dir ist, wenn du Hilfe brauchst oder es dir mal nicht so gut geht.“ (Corbinian)
„Es macht Spaß, sich mit blinden Mitschüler*innen zu unterhalten. Die Freundschaften sind genauso wie andere Freundschaften auch. “ (Greta)
„Die Vorstellung im Internat mit fremden Kindern zu wohnen, hat mir große Sorgen bereitet. Und dass die Betreuer*innen wie „Eltern“ sein sollen, konnte ich erst recht nicht verstehen. Nun bin ich seit zwei Jahren hier und fühle mich super wohl. Doch das hat eine Weile gedauert. […]
Nimm an einer AG teil. Das lenkt dich von Heimweh ab und vielleicht findest du so auch neue Freunde.“ (Melis)
„Wenn du dann deinen Koffer ausgeräumt hast, musst du zu einem Gespräch, wo alle neuen WG Schülerinnen und Schüler sich einmal vorstellen. Mit einem Keks als Beilage.“ (Kian)
„Ab der 6. Klasse gibt es hier auch Samstagsunterricht, was sich erstmal blöd anhört, aber sehr entspannt und ruhig ist. Auch cool am Samstagsunterricht ist, dass du ganz viel Zeit am Sonntag mit und in der WG verbringst. Oft macht man am Wochenende auch Ausflüge mit der Gruppe, wie zum Beispiel ins Schwimmbad." (Antonin)
„Freunde findest du hier auch genug, da alle Schüler*innen hier tolerant sind und dich so akzeptieren, wie du bist.
Die Lehrer*innen sind total nett und hel-fen dir auch immer gerne, wenn du mal Hilfe brauchst.“ (Liliane)
„Bestimmt habt ihr Angst vor Heimweh und das ist nicht schlimm. Das hatte jeder, der neu an der blista war. Und wenn jemand sagt, dass er oder sie kein Heimweh hatte, dann ist das schlicht und einfach eine Lüge. Denn ein wenig Heim-weh hatte jeder. Auch wenn man das nicht zugeben will.“ (Emilie)
„Aber ich möchte dir nun ein paar Tipps geben, wie du dir den Anfang ein bisschen erträglicher machst. Rede mit jemandem über deine Sorgen. Wenn du dich einem Betreuer oder einer Betreuerin anvertrauen kannst, gehe zu ihm. Falls nicht, telefoniere regelmäßig mit deinen Eltern, deinen Geschwistern oder mit deiner besten Freundin oder deinem besten Freund.“ (Melis)
„Ab der Klasse 6 gibt es einmal im Monat ein sogenanntes „Hierbleibewochenende“. Bei diesem ist auch samstags Schule. Der Unterricht ist aber eigentlich etwas gechillter als sonst. Du hast da auch nur vier Stunden.
Ab der Klasse 7 hast du jede zweite Woche Samstagsunterricht. Aber zum Glück sind das auch nur vier Stunden.“ (Nike)
„Diese Schule ist blindenfreundlich und hat eine Mensa mit leckerem Essen. Der Schulleiter ist sehr nett. An Waveboard-Interessierte: Waveboards und Skateboards gibt es in der großen Sporthalle. Es gibt sogar einen Kraftraum.“ (Henri)