Mit allen Sinnen

Mitarbeitende der Kostenträger stehen zusammen mit Ute Mölter und Martina Borghardt auf dem blistaCampus

Ein neues Angebot für Berater*innen der Kostenträger für die berufliche Erst- und Wiedereingliederung

Otfrid Altfeld | In den Zentren des Ressorts focus arbeit werden vielfältige Angebote für Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung zum Einstieg oder Wiedereinstieg in das Berufsleben realisiert. Die Teilnahme an den Ausbildungen, Umschulungen, Weiterbildungen und Unterstützungsmaßnahmen wird durch Kostenträger wie die Agentur für Arbeit, die JobCenter oder die Deutsche Rentenversicherung gefördert. Die Reha-Berater*innen sind wichtige Ansprechpartner*innen im Förderprozess.

 focus arbeit bietet seit diesem Jahr regelmäßige Workshops für Mitarbeitende der Kostenträger an, die als Berater*innen und Entscheider*innen den Prozess der (Wieder-) Eingliederung anstoßen, fördern und begleiten. Die Auftaktveranstaltung fand am 19. März in der blista statt, wo Ute Mölter, Leiterin der Beratungs- und Schulungszentren in Marburg und Frankfurt, Otfrid Altfeld, Leiter des Ressorts focus arbeit, Martina Borghardt und Aline Grüner als Jobcoaches und Oliver Nadig als EDV-Berater und -Trainer 25 Berater*innen aus den regionalen Arbeitsagenturen, JobCentern und Niederlassungen der Rentenversicherungen zu einem intensiven und spannenden Austausch über die besonderen Bedingungen von Arbeitnehmer* innen und Arbeitsuchenden mit Blindheit oder Sehbehinderung begrüßen konnten.

„Wir legen Wert darauf, den Beraterinnen und Beratern nicht nur wertvolle Informationen über die Bedingungen am Arbeitsmarkt und unsere Angebote zu liefern, sondern ihnen auch die Gelegenheit zu geben, soziale Situationen wie das Kennenlernen und das Führen von Gesprächen unter der Augenbinde ganz konkret zu erleben und zu reflektieren“, sagt Ute Mölter. „Es geht uns darum, dafür zu sensibilisieren, wie Missverständnisse am Arbeitsplatz entstehen können, wenn Kolleginnen und Kollegen mit und ohne Blindheit zusammenarbeiten – und wie man sie auflösen kann“, ergänzt Otfrid Altfeld. Oliver Nadig führte die Teilnehmenden mit seinem Praxisbeitrag „Ohne Maus – aber mit Verstand“ in die Arbeit mit dem PC ohne den Einsatz visueller Arbeitstechniken ein und diskutierte mit den Gästen die Bedeutung barrierefreier digitaler Systeme am Arbeitsplatz. „Microsoft Office ist nicht das Problem“, erklärte er. „Gerade spezielle Anwendungen oder Branchensoftware verursachen häufig große Schwierigkeiten, weil sie nicht barrierefrei sind und Hilfsmittelprogrammen wie zum Beispiel Screenreadern keine Schnittstellen bieten.“

Ein Besuch im Zentrum für Barrierefreiheit mit der Braille-Druckerei und den Studios für die Aufnahme von Hörbüchern gab den Teilnehmenden die Gelegenheit, einen wichtigen Teil der technischen Infrastruktur der blista kennenzulernen, bevor sie erneut Erfahrungen unter der Augenbinde machen konnten und, unterstützt durch Reha-Fachkräfte aus der RES, den blista- Campus mit dem Langstock erkundeten.

Ute Mölter und Otfrid Altfeld erläuterten den Teilnehmenden die konzeptionellen Hintergründe und die Entscheidungsgrundlagen für die arbeitsmarktbezogenen Angebote der blista. Neben den Bedarfen der Arbeitgeber spielen bestehende Barrieren an den Arbeitsplätzen eine Rolle, die die Ausübung einer Tätigkeit erschweren oder sogar unmöglich werden lassen können. Die Anforderungen der Arbeitsorganisation in den unterschiedlichen Berufsfeldern und Unternehmen können inklusiv oder im schlechtesten Fall exklusiv wirken. Im Ressort focus arbeit werden Ausbildungen in informationstechnischen und kaufmännischen Berufen angeboten, die zum einen eine gute Prognose für einen erfolgreichen Einstieg in eine Beschäftigung versprechen, zum anderen aber wenige Barrieren für eine erfolgreiche Mitarbeit aufbauen. Chancen und zugleich Herausforderungen bieten dabei moderne Strategien der Arbeitsorganisation, die gerne als „New Work“ bezeichnet werden und hohe Anforderungen an die Kommunikations- und Teamfähigkeit der Mitarbeitenden stellen.

Insbesondere für Mitarbeiter*innen Blindheit oder Sehbehinderung können solche Arbeitsstrukturen Chancen bieten, aber auch herausfordernd sein. Chancen bieten sich, weil Unternehmen sich – nicht zuletzt wegen des Fachkräftemangels – gegenüber Zielgruppen öffnen, die sie zuvor wenig oder gar nicht beachtet hatten: die Themen Inklusion und Diversität sind für die Unternehmen in den vergangenen Jahren – spätestens seit der Corona-Krise – wichtiger geworden. Herausforderungen entstehen häufig durch hochkommunikative Arbeitssituationen, die von allen Beteiligten eine zuweilen intensive und enge Zusammenarbeit erfordern. Neben fachlichen haben personale und soziale Kompetenzen der Mitarbeitenden daher einen hohen Stellenwert. Zudem spielen technische Kommunikationsmedien eine wichtige Rolle für den inklusiven oder exklusiven Charakter eines Arbeitsplatzes.

Diese komplexe Situation an den Arbeitsplätzen bildet die Grundlage für die Auswahl der Ausbildungsberufe und vor allem für die Konzepte der Ausbildungen und Angebote für die Re-Integration in das Arbeitsleben. Empowerment, also die Förderung der Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung, ist neben dem Praxisbezug der konzeptionelle Kern unserer Arbeitsweise. Hohe Praxisanteile bilden in PROJob und in den Ausbildungen wichtige Schnittstellen zum Arbeitsmarkt und bieten Andockpunkte für eine spätere Beschäftigung. Die teilnehmerbezogene, individuelle Gestaltung unserer Angebote ist der Schlüssel für den erfolgreichen Einstieg oder Wiedereinstieg in eine Beschäftigung. Dazu gehören neben unseren individuellen Angeboten der Low Vision-Beratung und der Entwicklung der EDV- und der personalen Kompetenzen auch ein intensives spezifisches Bewerbungstraining und die Unterstützung bei der Arbeitgeberakquise für Praktika und Beschäftigung.

Der erste Workshop stieß auf äußerst positive Resonanz und ein ebenso gutes Feedback. Für den Herbst planen wir den nächsten Termin mit einem konzeptionellen Schwerpunkt in unseren Angeboten der Eingliederung und Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Dabei soll ein Fokus auch auf best practices, also auf die Schaffung von Erfolgsbedingungen für den Start in eine nachhaltige Beschäftigung, gelegt werden.

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