„Eine bereichernde und Augen öffnende Erfahrung“

Low-Vision-Experte Martin Brehmer zeigt Oberbürgermeister Spies, der eine Simulationsbrille trägt, eine Sehtafel.

Gemeinsamer Spaziergang mit Marburgs Oberbürgermeister zum Sehbehindertentag

​Thorsten Büchner | „Ich bin total gespannt darauf, was mich in den nächsten Minuten erwartet“, eröffnete Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies die gemeinsame Veranstaltung „3000 Schritte mit dem Oberbürgermeister zum Sehbehindertentag“, die am 6. Juni mit der blista auf dem Marburger Marktplatz startete. Unter dem Einsatz von Simulationsbrillen, die einen Grauen Star mit weniger als 10% Sehvermögen simulieren, machte sich Spies gemeinsam mit blista-Vorstand Patrick Temmesfeld und weiteren Interessierten auf den Weg durch Marburgs Altstadtgassen. „So die bekannten Wege in einer neuen Perspektive wahrzunehmen, hilft dabei zu verstehen, wie wir unsere Stadt noch barrierefreier für Menschen mit Sehbehinderung gestalten können“, betonte Spies. Patrick Temmesfeld bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Marburg und war genauso gespannt wie der OB, „was uns auf unserem Spaziergang so alles begegnen wird.“

Ein Gruppenbild der 8 Teilnehmenden des Oberstadtspaziergangs auf dem Marburger Marktplatz, darunter auch Spies und Temmesfeld. Einige tragen Simulationsbrillen in grün, um einen Sehrest von unter 10% zu simulieren.

Über den lutherischen Kirchhof gelangten die Teilnehmenden dann zur „Herausforderung des Tages“. Eine steile Wendeltreppe, an der die Sicherheit bietenden Handläufe zu spät begannen, deren Stufen unterschiedlich hoch waren und wenig Kontraste boten, galt es herunterzukommen. Für alle Teilnehmenden ein Aha-Erlebnis, „weil es ganz praktisch zeigt, welche Barrieren wir ausräumen müssen, um auch und gerade bei Stadtplanung die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen mitzudenken“, so der Oberbürgermeister.

Martin Brehmer, Low-Vision-Experte der blista, demonstrierte während des Spaziergangs vergrößernde Sehhilfen und brachte die kleine Wandergruppe zum Staunen, als er vor der Tourismusinfo im wuseligen Altstadttrubel eine App mit KI-Elementen die Umgebung detailreich und exakt beschreiben ließ.

Nach über einer Stunde konzentrierten Perspektivenwechsels ging eine erkenntnisreiche Altstadttour zu Ende. „Das war eine enorm bereichernde und Augen öffnende Erfahrung für mich. Ich habe Marburg noch mal ganz anders wahrgenommen.“, bedankte sich der Oberbürgermeister, der mit beeindruckender Kondition die Simulationsbrille die komplette Wegstrecke über aufbehielt.