Erinnerung an Deportationen
blista-Schüler*innen verlasen Namen von Marburger Jüdinnen und Juden
Cecilia Röhler | Am Donnerstag, dem 6. September, versammelten sich etwa 75 Menschen auf dem Außengelände der Waggonhalle in Marburg, um an die letzte Deportation von Jüdinnen und Juden aus der Stadt und dem Landkreis Marburg zu erinnern. Die Veranstaltung wurde von der Geschichtswerkstatt Marburg organisiert und markierte den 82. Jahrestag des traurigen Ereignisses. Am 6. September 1942 verließ ein Zug mit dem Ziel Konzentrationslager Theresienstadt die Stadt. Insgesamt wurden während der Zeit des Nationalsozialismus 265 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Marburg deportiert – nach Auschwitz, Treblinka, Theresienstadt und in andere Vernichtungslager. Die meisten von ihnen überlebten die Deportation nicht.
Einen besonders bewegenden Beitrag leisteten Romy Schmidt und Antonin Bau von der blista, die die Namen der am 6. September Deportierten vorlasen. Diese namentliche Erinnerung machte die unfassbare Tragweite der Gräueltaten auf bedrückende Weise greifbar.
Begleitet wurde diese emotionale Gedenkaktion von interreligiösen Gebeten. Der Dekan der Evangelischen Kirche, Dr. Burkhard von Dörnberg, Asmah El-Shabassy von der Islamischen Gemeinde und Thorsten Schmermund von der Jüdischen Gemeinde sprachen Gebete, die die Verbundenheit über Religionsgrenzen hinweg ausdrückten und zeigten, wie wichtig es ist, gemeinsam an die Vergangenheit zu erinnern.
Elisabeth Auernheimer von der Geschichtswerkstatt Marburg warnte in ihrer Rede vor den wachsenden Gefahren durch rechtsextreme Bewegungen und betonte die Notwendigkeit, sich aktiv für Gleichheit und Menschenwürde einzusetzen. Die blista steht dabei als Mitglied im Marburger Netzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus fest an der Seite der Zivilgesellschaft. In der Erklärung des Netzwerks heißt es: „Wir stehen gemeinsam ein für unsere Demokratie und für die Rechte aller Menschen. Gemeinsam setzen wir uns für eine offene, vielfältige und solidarische Gesellschaft ein. Dazu bündeln wir unsere demokratische Mehrheit und stellen uns gegen rechtsextreme Hetze und Gewalt und gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit. Wir verteidigen die Grundwerte unserer Demokratie und unsere Verfassung.“ Nur durch gemeinsames Handeln kann die Gesellschaft den Gefahren von Ausgrenzung und Hass entgegenwirken.