Menschen – Imke Troltenier
„Es hat Freude gemacht, gemeinsam neue Dinge anzustoßen“
Thorsten Büchner | Bereits viele Jahre bevor Imke Troltenier an der blista zu arbeiten begann, hatte sie täglichen Kontakt zur blista. Für ihren Sohn hatte sie das Glück, „einen der begehrten zwei Plätze für Stadtkinder“ in der blista-Kindergruppe zu erhalten, die damals, in den 1980er und 1990er Jahren, für blista-Mitarbeiter*innen angeboten wurde und sich in der Biegenstraße befand. „Das war eine enorme Erleichterung für mich als junge Wissenschaftlerin.“ Dr. Imke Troltenier ist promovierte Verhaltensbiologin. Sie untersuchte in ihren Forschungen an der Philipps-Universität das Lernverhalten von Tieren und engagierte sich für artgerechte Haltungsbedingungen. „Da ging es in unserer Arbeitsgruppe auch um Fragen, wie wir aus dem „Elfenbeinturm“ heraus mehr Aufmerksamkeit für politisch und gesellschaftlich relevante Forschungsergebnisse erreichen könnten und so war es naheliegend, die Weiterbildung in der Öffentlichkeitsarbeit draufzusetzen.“
Später war Imke Troltenier beim „Telehaus Wetter“ und weiteren Unternehmen als Projektmanagerin tätig. "Neue Medien. Neue Chancen in Arbeit, Beruf und Bildung." – „Telearbeit in der Familienphase“, „Gendertraining für Arbeitsverwaltungen“… - gern erinnert sie sich an diese und weitere Themen der europaweiten Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen, Gründerzentren und Wirtschaftsunternehmen. Zuletzt war sie als selbständige Beraterin tätig. „In einem der EU-Projekte ging es mir wieder einmal um eines meiner Herzensanliegen, um mehr Aufmerksamkeit für das Thema Barrierefreiheit und „Access for all“. Ich habe angefragt, ob solch ein Bildungsprojekt auch für die blista interessant sein könnte.“ Nach einer Vertretungstätigkeit beim Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS) wechselte Imke Troltenier im Jahr 2012 an die blista.
Dort konnte sie ihre Erfahrungen einbringen und es gelang ihr „mit den engagierten Fachleuten aus der blista“ das Projekt „Inklusion und Innovation“ aus der Taufe zu heben. In Zusammenarbeit mit einem Frankfurter Gründerzentrum ging es um das Empowerment und die Qualifizierung von Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung im Hinblick auf die Arbeitsmarktintegration. „Schön war, dass wir Inklusion auch als Teamgedanken in den Arbeitgeberkontext implementieren konnten. In jedem Team gibt es Mitglieder, die eine bestimmte Tätigkeit lieber oder besser machen als eine andere Tätigkeit. Diese Fähigkeiten herauszufinden, zu kommunizieren und so die Stärken aller Teammitglieder, auch die der Arbeitnehmer*innen mit Blindheit und Sehbehinderung in die Waagschale zu werfen, war Teil des neuen Ansatzes und sicherlich einer der Erfolgsfaktoren von 'Inklusion und Innovation'“. Die daraus entwickelte Maßnahme PROJob gibt es im BSZ und an der blista Frankfurt bis heute. „Ich freue mich immer, wenn ich Absolvent*innen treffe und staune oft, in welch unterschiedlichen Berufen sie Arbeit gefunden haben“, erzählt Imke Troltenier.
Zwei Jahre lang, von Anfang 2014 bis Frühjahr 2016, war sie stellvertretende blista-Vorsitzende. „In dieser Zeit galt es u.a. das 100-jährige Jubiläum vorzubereiten. Wir haben zum Beispiel die Tagung „Bildung braucht Qualität“ organisiert, mit dem Kulturamt der Stadt die Ausstellung blick:punkte im Marburger Schloss auf die Beine gestellt und das Louis- Braille-Festival im Gassmann-Stadion gefeiert. Es war damals und ist bis heute für mich einfach immer wie ein Geschenk und superschön, dass sich so viele Kolleg*innen aus der blista einbringen, tolle Ideen haben und zum Gelingen unserer großen und kleineren blista-Feste beitragen.“
Seit zehn Jahren ist Imke Troltenier für die Öffentlichkeitsarbeit der blista verantwortlich. „Mein Arbeitsbereich ist vielfältig. An der blista nutzen mein Kollege und ich gemeinsam fast alle Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit. Presse, Social Media, Veranstaltungen, Videos, Projekte auf den Weg bringen und begleiten … - die Zusammenarbeit schätze ich sehr.“ Besonders gerne erinnert Imke Troltenier sich „an Aktionen, die ich in den letzten Jahren mit Schüler*innen gemeinsam planen und durchführen durfte.“ Schmunzelnd fallen ihr ein Video zur Barrierefreiheit und die Sensibilisierungsaktion zum Sehbehindertentag 2021 ein, wo schlecht kontrastierende Straßenpoller von den Schüler*innen mit selbst gestrickten „Pollermützen“ verschönert wurden.
Ende April verlässt Imke Troltenier die blista und wechselt in den Ruhestand. „Mir hat die Arbeit viel Spaß gemacht. Es war schön, auf so viele nette und engagierte Kolleg*innen zu treffen, gemeinsam zu planen und neue Dinge anzustoßen. Vielen, vielen Dank - auch dafür!“
Während sie derzeit die Beteiligungen der blista beim Louis-Braille-Festival und zur SightCity plant, wäre sie „einerseits sehr gerne im Mai wieder mit dabei in Stuttgart oder Frankfurt." Auf der anderen Seite freut sie sich über „den schönen, frischen Wind, den ihre Nachfolgerin Cecilia Röhler mitbringt.“
Sie selbst wird es in den nächsten Wochen ein „wenig ruhiger als in den letzten Jahren“ angehen lassen, „vielleicht sogar in der Hängematte im Garten baumeln und faulenzen.“ Es sei ihr aus vollem Herzen gegönnt!