BOSS-Tag 2023
Ein wichtiger Baustein zur Berufsorientierung an der Carl-Strehl-Schule
Sabrina Dörr | Nach einer Zwangspause des BOSS-Tages und großen organisatorischen Einschränkungen des gesamten BOSS-Projektes in den vergangenen Jahren aufgrund der Coronapandemie konnte das Projekt sowie der Info-Tag im Jahr 2023 wieder richtig durchstarten.
Das „BOSS-Projekt“ steht nicht dafür, den Schüler*innen der Carl-Strehl-Schule endlich mal aufzuzeigen, wer hier eigentlich den Hut aufhat, sondern das Kürzel "BOSS" steht für „Berufsorientierung sehbeeinträchtigter Schüler*innen“. Dahinter steht ein umfangreiches Konzept zur Berufsorientierung mit verschiedenen Bausteinen, welches in der Jahrgangsstufe 12 der CSS angesiedelt ist.
Der erste Baustein umfasst die Laufbahnberatung. Hier erhalten alle Schüler*innen der Jahrgangsstufe 12 im allgemeinen wie beruflichen Gymnasium und den Fachoberschulen einen 45-minütigen Beratungstermin bei mir als verantwortlicher Lehrkraft und Herrn Hoffmann, unserem zuständigen Berater bei der Agentur für Arbeit in Marburg. Die Termine finden zwischen den Herbst- und Weihnachtsferien in den Räumlichkeiten der CSS statt. Der zweite Baustein ist der BOSS-Tag Anfang Dezember. Der dritte Baustein, der sich anschließt, ist das zweiwöchige Praktikum im Januar, bei dem die Schüler*innen entweder zwei Hochschulen erkunden dürfen oder ein Berufsorientierungspraktikum durchführen können. Das Ziel dieser zwei Wochen ist es, den Schüler*innen einen Einblick in das Studium oder den Beruf zu ermöglichen, welcher nach der Schule angestrebt wird. Über das Praktikum bzw. die Hochschulerkundung muss im Fach Politik und Wirtschaft ein sechsseitiger Bericht angefertigt werden.
Der BOSS-Tag
Dieser Tag ist nach meiner persönlichen Einschätzung das Kernstück des gesamten Projekts, weil er den Schüler*innen eine Fülle an Informationsmöglichkeiten bietet. Am 01.12.2023 nahmen die Schüler*innen der Jahrgangsstufe 12 aus AG, BG und den Fachoberschulen teil und hatten die Möglichkeit, an einem Vormittag Gespräche zu führen, Fragen zu stellen und Kontakte zu knüpfen.
Für diesen Vormittag wurden Referent*innen aus unterschiedlichen Bereichen eingeladen – wir konnten Vertreter*innen des Zentrums für blinde und sehbehinderte Studierende der THM (BLIZ), des ACCESS@KIT in Karlsruhe, der Frankfurt University of Applied Sciences, der Agentur für Arbeit Marburg, des Vereins Arbeiterkind und der Organisation bezev (Behinderung- und Entwicklungszusammenarbeit e.V.) ganz herzlich begrüßen. Ein besonderes Highlight dieses Vormittags ist es allerdings, dass wir jedes Mal Absolvent*innen unserer Schule zu Gast haben, die inzwischen ihr Studium absolvieren oder bereits mit beiden Beinen im Berufsleben stehen.
An dieser Stelle eine persönliche Anmerkung: Ich freue mich unglaublich, wenn ich an diesem Vormittag junge Menschen wiedersehe, die ich vor Jahren unterrichtet habe und sehe, was aus dem ein oder anderen Schlitzohr oder sehr stillen Charakter geworden ist.
Neben der geballten Fachkompetenz, die alle Referent*innen aus den unterschiedlichen Bereichen an diesem Vormittag aufweisen können, ist es für unsere Schüler*innen eine besondere Erfahrung, mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, die selbst eine Beeinträchtigung des Sehens haben. Der Austausch darüber, wie sie ihre Berufs- und Studienwege bisher beschritten, welche Hürden sie wie genommen haben, welche positiven Erfahrungen sie machen durften, aber auch welche Rückschläge sie hinnehmen mussten und wie sie damit umgegangen sind, ist für Schüler*innen kurz vor Ende ihrer Schullaufbahn eine unglaublich wichtige Information. Daraus können sie viel Hilfreiches für den eigenen Lebensweg mitnehmen. In diesem Jahr konnten wir, neben den oben bereits genannten Bereichen, die Berufs- und Studienrichtungen Jura, Psychologie, Erziehungswissenschaften, Mathematik und Informatik abdecken.
Unsere Schüler*innen hatten die Möglichkeit, sich im Vorfeld nach Interesse in drei unterschiedliche Gesprächsrunden à 75 Minuten einzuwählen. Zwischen den einzelnen Gesprächsrunden befanden sich ca. 30-minütige Pausen, in denen die Zeit genutzt wurde, sich an der frischen Luft die Füße zu vertreten, persönlichen Kontakt zu den Referent*innen aufzunehmen oder Gespräche fortzuführen bzw. zu vertiefen.
Ganz herzlich bedanken möchte ich mich bei allen Referent*innen, die zum Teil aus Berlin und Karlsruhe anreisten. Es war sehr schön „alte Bekannte“ wiederzusehen und vor allem auch neue Kontakte zu knüpfen!
Bei unseren Alumni bedanke ich mich nicht nur für ihre Teilnahme, sondern auch für die große Unterstützung in der Herstellung von neuen Kontakten. Alle Teilnehmenden waren sehr herzlich und offen, was ungemein zu einer guten Stimmung und angeregten Gesprächen an diesem Vormittag beigetragen hat. Ein dickes Dankeschön auch an die motivierten und interessierten Schüler*innen der gesamten Jahrgangsstufe. Eure Fragen und Gedanken waren die Basis für interessante Gespräche!