Klassenfahrt nach Westerhever
Wir, zehn Schüler der Klasse 6a der Carl-Strehl-Schule Marburg mit unseren sechs Betreuern, sind vom 15. bis zum 21. April 2016 an die Nordsee nach Westerhever gefahren. Dort haben wir in der „Alten Schule“ gewohnt, die jetzt zu einem Schullandheim umgestaltet ist.
An der Nordsee haben wir viel unternommen, die Umgebung und den Lebensraum Wattenmeer erkundet und einiges über die Nordsee erfahren – nicht zuletzt den allgegenwärtigen Wind, der mit seinen Sturmböen unsere Überfahrt nach Helgoland fast verhindert hat. Nachfolgend kommen einige Stimmen zu Wort.
Samstag, 16. April: Besichtigung des Leuchtturms von Westerheversand, der zu den bekanntesten der Nordseeküste zählt, mit anschließender Führung mit einer echten Wattexpertin durchs Watt. Neben Wattwürmern, Wattschnecken und Seealgen findet man dort auch Fische und Seesterne und hört in den Salzwiesen die riesigen Vogelschwärme auf und niedergehen. Das Watt war ziemlich glitschig und hat an den Schuhen ganz schön geklebt. Der Wind war so stark, dass der von Herrn Wennesz mitgebrachte Eimer (um fürs Aquarium allerlei Getier zu sammeln) von einer Böe erfasst wurde, davonflog und auf Nimmerwiedersehen am Horizont verschwand.
Maxima: Es war sehr spannend, vom Aufbau des Leuchtturms, seinem Innenleben und seinen Aufgaben zu hören. Wir gingen ungefähr 160 Stufen die Treppe hinauf, es waren neun Stockwerke, die wir mühsam im Kreis hochliefen, wobei einem schwindelig werden konnte. In diesem Leuchtturm gab es ein Hochzeitszimmer, das man mieten und in dem man Hochzeit feiern kann. Außerdem gibt es noch heute Schlafzimmer, wo Menschen in Seenot versorgt werden können. Oben angekommen, konnte man auf eine Rundplattform nach draußen gehen. Man sah von dort aus den Deich, die Salzwiesen mit den riesigen Vogelschwärmen und das weite Meer. Der Wind wehte uns so ins Gesicht, dass den Jungs, die zu spucken probierten …
Raika: Auf dem Weg durch das Watt wurde Steves Fuß im Stiefel vor Kälte taub und er konnte kaum mehr laufen. Berkay, Keano, Mika und Daryll hingegen sprangen wie wilde Wattschweine, vom Schlamm bespritzt, über die Wassergräben und auch mal hinein. Da sie so schnell waren und auf uns warten mussten, lagen sie ab und zu regungslos in den Salzwiesen und dösten. Der Tag war für alle, besonders für mich, sehr, sehr anstrengend.
Dienstag, 19. April
Zoé: Heute Morgen waren wir in Sankt Peter-Ording am Strand, oder besser gesagt: am Meer. Da es unglaublich windete, konnten wir nicht lange bleiben. Wir mussten uns mit unserem gesamten Gewicht gegen den Wind lehnen, um nicht umzufallen. Wenn zum Beispiel eine Mütze runterfiel, so war sie quasi „verloren“, da der Wind sie in Windeseile davonblies, wenn sie nicht irgendwo an einem Hindernis hängenblieb. Wir sahen uns an, wie hier am Strand einige Häuser gebaut waren und auf Stelzen stehen, um den Sturmfluten zu trotzen. Ein Restaurant hieß Seekiste.
Am Nachmittag haben wir mit Sand eigene Skulpturen gebaut. Das war klasse! Die Skulpturen sind sehr schön geworden. Unsere Baumasse war grob und bestand aus Sand und Lehm. Erst mussten wir eine Kiste aus vier Holzteilen herstellen. Die wurde dann mit dem Gemisch gefüllt. Mit einem Stampfer mussten wir anschließend in das Gemisch hauen, damit sich das verdichtet. Dann konnte man die Holzplatten entfernen. Wir haben die Skulpturen mit Werkzeugen bearbeitet.
Steve: Einzigartig, was man alles mit Sand herbeizaubern kann! Der Tag war sehr spannend und auch ganz schön hart, denn wir mussten die ganze Zeit im kalten Wind draußen stehen und arbeiten. Trotzdem hat der Tag viel Neues und überraschende Erfahrungen gebracht. Besonders die „misslungene“ Sandskulptur von Lina und Zoe hat mir an dem Tag gefallen. Die beiden wollten eine amerikanische Schwertmuschel formen, daraus ist aber eine Banane geworden. Am Schluss konnten wir uns unsere Werke gegenseitig anschauen und bestaunen.
Am Mittwoch, 20. April, war die Überfahrt nach Helgoland dann doch noch möglich …
Keano: Die Schifffahrt dauerte etwa 3 Stunden. Die Fahrt war für viele schrecklich, denn es war wie erwartet sehr windig und deshalb hat das Schiff heftig geschaukelt. Bei dieser stürmischen See mussten sich ein paar Passagiere sogar übergeben. Ich fand es eigentlich ziemlich lustig, wie man an Deck hin und her geworfen wurde. Dabei wurden aus ein paar „coolen Typen“ kleinlaute Häufchen Elend. Aber das Beste waren die Börteboote, mit denen wir von dem großen Schiff auf die Insel gebracht wurden. Auf ein Börteboot, ein etwa zehn Meter langes und drei Meter breites Boot aus massivem Eichenholz, passen ungefähr 30 Leute.
Emely: Wir umrundeten die halbe Insel und gingen an der Langen Anna entlang. Das ist eine Klippe, an der viele Möwen, Basstölpel und Trottellummen waren, die wir uns mit einem Fernglas und einem Spektiv angeschaut haben.
Berkay: An diesem Vogelfelsen am Rand von Helgoland brüten Tausende von Vögeln. Dort hat es sehr gestunken, aber der Ausblick auf das Meer war sehr schön. Als wir weiter gingen, trafen wir auf ein paar Schafe. Sie waren ganz schwarz mit einem hellbraunen Pelzmantel.
Der Besuch des Meeresmuseums „Multimar“ ist ein fester Bestandteil des Fahrtenprogramms. Lina hat dazu einen fiktiven Zeitungsartikel geschrieben:
Das „Multimar", ein Museum aus der Sicht einer blinden Schülerin
Nach dem Museumsbesuch im Multimar und der anschließenden Seetier-Fangfahrt interviewt die Reporterin Lina Kolumna die Schülerin Lina-Sophie König.
Reporterin: Es gibt im Multimar, soweit ich weiß, ein Anfassbecken. Habt ihr da etwas angefasst?
Schülerin: Ja. Es gab Seesterne, Einsiedlerkrebse, Wellhornschnecken, Muscheln und andere Tiere, die in der Nordsee heimisch und gleichzeitig anfassbar sind. Danach hat jemand uns Funde gezeigt. In dem Museum gab es aber auch viele andere Informationen über den Umweltschutz, was ich persönlich hervorragend finde.
R: Wart ihr in kleineren Gruppen unterwegs?
S: Ja. Diese Gruppen bestanden meist aus zwei Schülern und einem Betreuer.
R: Gab es auch Dinge, die man nicht anfassen konnte?
S: Zum Teil ja, dafür gab es aber Hörstationen, die vieles erläuterten.
R: Was versteht man unter Hörstationen?
S: Schwierig zu sagen. Man stellt sich an eine Stelle und kann sich Informationen anhören.
R: Kannst du noch mehr darüber berichten, welche Stationen im Multimar waren?
S: Es gab Stationen mit Geschwindigkeitsvergleichen. Man wurde beim Fahrradfahren mit heimischen Tieren verglichen. Dann gab es einen Ruheraum. Dort herrschte eine besondere Atmosphäre. Dort gab es Lautsprecher. Aus denen kamen fast mystische, sehr beruhigende Klänge, die eigentlich Tierstimmen unter Wasser waren, unter anderem Walgesänge. Es befand sich dort auch ein Aquarium. Daneben stand ein Klotz, an dem man die Dicke der Scheibe erkennen kann.
In der Walausstellung gab es zum Beispiel eine Klatschkammer, in der man entdecken konnte, wie sich die Wale ihre Nahrung suchen, und einen Raum, in dem man die Stimmen der Wale hören konnte. Es wurden die Unterschiede zwischen den verschiedenen Walstimmen erklärt. Außerdem gab es in der Walausstellung ein Modell, das das Prinzip eines Walgebisses erklärt. Dort bin ich durchgeklettert und habe gefühlt, wie sich das von der anderen Seite anfühlt. Wenn man auf der anderen Seite des Gebisses steht, ist man in einem Raum, indem man verschiedene Harpunen, die für den Walfang eingesetzt wurden, anschauen kann. Ich persönlich fand die Methoden schlimm. Es gab aber auch ein Skelett von einem Wal. Das war nicht ganz echt. Manche Stellen waren nachgebaut.
R: Ich habe gehört, nach dem Besuch im Multimar habt ihr eine Seetierfangfahrt auf der Eider unternommen?
S: Ja. Westerhever liegt auf der Halbinsel Eiderstedt. Dort fließt der Fluss Eider. Wir sind mit einem kleineren Schiff oder Boot zum Eidersperrwerk gefahren. Wir haben sehr viel darüber erfahren. Seit wann es das Sperrwerk gibt, wozu es da ist und weitere Dinge. Manche Ansagen waren aber wegen des Windes eher unverständlich. Die Seetierfangfahrt wurde auch oft Krabbenkutterfahrt genannt. Das war früher die ursprüngliche Aufgabe des Schiffes. Auf der Fahrt wurden Netze ausgeworfen. Es wurden verschiedenste Fische gefangen, darunter auch eine anfassbare Qualle, also keine Feuerqualle. Die meisten haben sie angefasst. Unter anderem auch ich. Im Großen und Ganzen war alles sehr interessant. Die einzigen Probleme waren der Wind und die Zeit. Aber der Wind ist nun mal typisch für die Nordsee!
Autoren: Steve Greiner, Lina-Sophie König, Maxima Mania, Zoé Worm, Raika Burfien, Keano Sander, Emely Weisbender, Berkay Öztek, M. Haug-Gottschalk