Der Gardasee - Bio-LK entdeckt die Natur und Kultur Norditaliens
Alles im Fluss
Tobias Mahnke | 14.10.2022, 6:00 Uhr, Haupteingang der Schule: An diesem noch dunklen Morgen steht ein Bus der blista abfahrbereit vor dem Haupteingang der Schule. Menschen huschen ins Gebäude und kehren mit Kisten, Tüten sowie Rucksäcken zurück, die schnell im Bus verstaut werden. 6:15 Uhr, Parkplatz der Robert-Koch-Straße 3: Weitere Menschen warten mit teilweise umfangreichem Gepäck auf den Bus. Dieser wird nach Ankunft schnell beladen; alles einsteigen – fertig – ab in den Süden!
Die Woche vor den Herbstferien ist traditionell die Woche der Studienfahrten mit den Leistungskursen. Der Biologie-LK von Herrn Mahnke war davon natürlich nicht ausgenommen und plante eine Reise an den nördlichen Gardasee zum Thema „Ökologie der Fließgewässer“.
Der Plan der frühen Abfahrt ging auf. Ohne nennenswerte Verzögerungen (Danke an das Küchenteam für den reichhaltigen Reiseproviant!) erreichten wir gegen 16:30 Uhr den Campingplatz Maroadi am Nordende des Gardasees. Die gebuchten Mobile Homes waren perfekt vorbereitet und nach einer kurzen Wer-schläft-wo-Orientierungsphase auch bezogen. Der erste Abend wurde stilecht mit einem leckeren Mahl in einer Trattoria abgeschlossen.
Mit dem Besuch eines beeindruckenden Wasserfalls, der Cascata Varone, begann am nächsten Vormittag das fachliche Programm (Bild 1). Dieser Wasserfall hat im Laufe der letzten 20.000 Jahre eine teilweise nur zwei Meter enge Schlucht knapp 100 Meter tief eingegraben. Durch einen befestigten Pfad kann man durch diese Enge bis zum heutigen Wasserfallverlauf auf unterschiedlichen Höhenstufen der Schlucht vordringen und die Kraft des Wassers mit allen Sinnen unmittelbar erleben. Dass der Aufstieg durch einen ansprechend gestalteten botanischen Garten führte, hat diesen Besuch abgerundet. Der Nachmittag stand im Zeichen kultureller Erfahrungen und fand nach einem Stadtrundgang durch Riva in einer uns empfohlenen Eisdiele seinen genießerischen Höhepunkt.
Auch der nächste Tag stand im Zeichen von Erosion, diesmal allerdings in einer echten Höhle. In der Grotta Oliero fuhren wir mit einem Boot über glasklares Wasser, bevor es in der Höhle eine kleine Führung mit Erläuterungen zu Stalaktiten und Stalagmiten gab. Zu einem Schreckmoment kam es bei Hannah, die beim Begehen einer weiteren kleinen Höhle auf dem Museumsgelände von einer aufgeschreckten Fledermaus angeflogen wurde. Abgeschlossen wurde dieser Ausflug mit einem Rundgang durch Räumlichkeiten mit unterschiedlichen Aquarien, in denen typische Höhlenbewohner zu sehen waren: Axolotl, blinde Fische oder Albino-Tausendfüßler.
Ein weiteres Kleinod zum Thema Fließgewässer findet sich im Lago di Tenno, der auch den Fluss zur Cascata Varone speist. Allerdings: dieser See hat keinen Abfluss! Das Tal wurde vor ca. 800 Jahren von einem Erdrutsch verschlossen, wodurch ein ca. 50 Meter tiefer See entstand, auf dessen Grund heute noch der Wald von damals steht. Der Wasserstand dieses sehr sauberen und fischreichen Gewässers schwankt stark, je nach zufließender Wassermenge. Durch die Erdrutschmasse versickert das Wasser und läuft weiter in dessen ursprünglichem Flussbett Richtung Gardasee.
Bei unserer Ankunft war der Wasserstand ungewöhnlich tief, auch hier hallte die Trockenheit des Sommers noch deutlich nach. Das gestaltete auch die Erkundung des Zuflusses mit seinen typischen Merkmalen eines Gebirgsbachs, anders, als geplant: Er führt kein Wasser! Das Flussbett wurde so kurzerhand in einen sonnigen Picknickplatz umgewandelt (Bild 2). Das fehlende Wasser eröffnete jedoch auch die einmalige Gelegenheit, die Merkmale eines Gebirgsbachs trockenen Fußes und völlig gefahrlos zu erforschen.
Der Folgetag bot mehrere Highlights. Geplant war eigentlich nur die Besichtigung einer Fischzuchtanlage am Lago di Idro. Die äußerst interessierte Schülerschaft stimmte einer vorherigen Wanderung durch die Olivenhaine Arcos am Vormittag jedoch sofort zu. Da Arco unter Kletterern ein bekanntes Paradies ist, kamen auch wir an diesem Sport nicht vorbei: diverse Bäume und weitere Pflanzen wurden erklommen. Dabei zeigten einige Gruppenmitglieder ungeahnte Fähigkeiten! Auf dem Weg zur Fischzuchtanlage kamen wir an einem weiteren Fließgewässer-Kleinod nicht vorbei: Ein traumhaft gelegener Wasserfall (Bild 3), der sich 54 Meter tief in ein malerisches Becken ergießt. Diesen malerischen Platz haben wir schließlich auch als Rastplatz für ein kleines Picknick gewählt.
Leider blieb zum Baden nicht allzu viel Zeit, der Termin mit der Fischzuchtanlage rief. Dort angekommen wurde uns der gesamte biologische wie technische Prozess vom Befruchten der Eier bis hin zum verzehrfertigen Fischfilet nähergebracht (Bild 4). Das Team der Firma Armanini stellte sogar eine Übersetzerin zur Verfügung, die bei Verständnisschwierigkeiten das in die Jahre gekommene Italienisch von Herrn Mahnke zielführend ergänzen konnte.
Leider ist so eine Studienfahrt immer nur eine Woche lang, und die war bereits sehr fortgeschritten! Zumindest das kulturelle Highlight stand jedoch noch vor uns: Venedig! Morgens um 6 Uhr starteten wir am Campingplatz, um nach Chioggia zu fahren. Von dort sollte es mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Venedig gehen, die letzte Etappe mit einem Schiff direkt an den Markusplatz (Bild 5)! An diesem wunderschönen Sommertag konnten wir beim ziellosen Treiben durch die Gassen und Kanäle noch mal so richtig die Seele baumeln lassen. Selbst die bisher teuerste Latte Macchiato unseres Lebens auf der Piazza San Marco konnte uns die Laune nicht vermiesen!
Motivierte Schüler*innen, eine außergewöhnliche Begleitperson, ein ebenso ansprechendes wie abwechslungsreiches inhaltliches wie kulturelles Programm, Baden im Gardasee, Eis-, Pizza- und Pastaessen sowie das gute Wetter führten zu einer Studienfahrt, an die alle Beteiligte sicherlich gerne zurückdenken. Wir danken der Schul- und blista-Leitung für die Unterstützung solcher Fahrten, ohne die das Schulleben um ein Highlight ärmer wäre.
Bilder: Tobias Mahnke