Buchtipp: Krimi

 Die Möbel des Teufels  – Heinrich Steinfest ​

Buchcover „Die Möbel des Teufels“, eine Zeichnung eines Wolfes auf grünem Hintergrund

Leo Prager kehrt nach 44 Jahren als gemachter Mann von einer kleinen Insel im Südpazifik zurück nach Wien. Der Anlass für die übereilte Abreise des damals 17-Jährigen schlummert tief begraben in seinem Unterbewusstsein. Er selbst mutmaßt, dass ihn damals wohl seine ständigen Selbstmordgedanken hinaus in die Welt getrieben haben müssen, just nachdem er zufällig Zeuge des spektakulären Einsturzes einer Brücke über die Donau geworden war. Dieses tragische Unglück hatte er wiederum rein zufällig mit seiner Super-8-Kamera auf Film gebannt, ohne jedoch den Film jemals entwickeln zu lassen. Aber aufgehoben und gut verwahrt hat er ihn schon. Also Flucht vor den Selbstmordgedanken und den vielen Zufällen auf ein idyllisches Eiland? Grund für sein Comeback ist die Ermordung seiner Schwester, die als Parlamentsstenografin in Wien gearbeitet hatte. Zurück in Wien begibt sich Leo auf Motiv- und Mördersuche. Schluss ist´s mit der Verdrängung der Wahrheit, und so werden so einige Überraschungen aus seinem Unterbewusstsein wieder hinauf ans Tageslicht befördert.

Was Leo Prager für eine Buchbesprechung in den blista-News qualifiziert, ist seine Makuladegeneration mit progressivem Verlauf, die er liebevoll seine „impressionistische Krankheit“ nennt. Eine Krankheit, die schwarze Flecken in seinem Gesichtsfeld erzeugt, ihm den klaren Blick raubt und ihm am Ende die Farben zu stehlen beginnt. Seine Augenerkrankung ist das Abbild seiner Gedankenwelt und Erinnerungen: viele blinde Flecken, eine verzerrte Wahrnehmung, wenig Klarheit. Der Autor Heinrich Steinfest spinnt gekonnt Seemannsgarn. Das Ganze würzt er mit einer Prise Esoterik und einem Klecks Verschwörungstheorie – und fertig ist das Werk. Eile den Kriminalfall aufzuklären – totale Fehlanzeige. Slow Motion ist angesagt. Die Lesenden sollten Zeit und Liebe zum geschriebenen Wort mitbringen, denn Steinfest huldigt dem philosophischen Impressionismus, was immer das auch sein mag – hört sich aber gut an, oder?

„Ein ganz und gar fantastisches Buch, selten steckte in einem Krimi so viel Weisheit über das Leben …“ (BRIGITTE) Diese Lobhudelei ist ein bissle hochgegriffen, aber man kann den Krimi ganz gut lesen – vorausgesetzt man zählt sich nicht zu den lösungsorientierten Leser*innen und ist offen für „füllosophisches“ Gedankengut auf über 400 Seiten. Ach ja, noch kurz angemerkt: Wer gerade frisch dem Alkohol und den Zigaretten abgeschworen hat, sollte die Finger von dem Krimi lassen – absolute Rückfallgefahr.

"Die Möbel des Teufels" sind der sechste Band in der Krimireihe um die ermittelnden Detektive Frau Wolf und Cheng. Die vorherigen Bände muss man aber nicht gelesen haben. Und ein Mörder findet sich schließlich auch. Gegen. Ende.

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