Klicksonar – Eine wertvolle Fähigkeit und ein cooles Hobby

Falk Rismansanj |  Klicksonar, auch als aktive Echoortung bekannt, ist eine Technik, bei der durch gezielte Schnalzlaute ein akustisches Bild der Umgebung erzeugt wird. Durch die Reflektion von Schallwellen an Objekten können Richtung, Entfernung, Größe und sogar Materialbeschaffenheit von Gegenständen erkannt werden. Dieser faszinierende Prozess, bei dem der Schall ähnlich wie bei Fledermäusen zur Orientierung genutzt wird, ermöglicht es insbesondere blinden und sehbehinderten Menschen, sich unabhängig in ihrer Umgebung zu bewegen.

Vielleicht hast du schon einmal unbewusst ein ähnliches Phänomen erlebt: Wenn man etwa beim Spazierengehen an einer Häuserlücke vorbeigeht, hört man, wie sich der Klang verändert. Klicksonar nutzt diesen Effekt aktiv, um durch gezielte Laute ein detailliertes Echo-Abbild der Umgebung zu erstellen.

Die Technik des Klicksonars

Die Technik von Klicksonar ist erstaunlich einfach und dennoch äußerst wirkungsvoll. Die Anwender*innen erzeugen Schnalzlaute, meist mit der Zunge, nah am Ohr. Diese Laute breiten sich in der Umgebung aus und prallen an Gegenständen ab. Das zurückgeworfene Echo wird von den Ohren aufgenommen und gibt dem Gehirn Informationen über die Position und Beschaffenheit der Objekte. Durch regelmäßiges Üben kann das Gehirn diese Echos immer besser interpretieren, sodass man mit der Zeit sehr detaillierte Bilder der Umgebung "hören" kann.Zu Beginn der Ausbildung im Klicksonar lernt man in der Regel mithilfe von sogenannten Panels, die in unterschiedlichen Winkeln positioniert sind. Ziel dieser Übung ist es, die Richtung eines bestimmten Objekts zu bestimmen, indem man sich nur auf das Echo verlässt. Mit zunehmender Übung werden die Aufgaben komplexer: Verschiedene Materialien wie Glas, Holz oder Stoff reflektieren den Schall unterschiedlich und man lernt, diese Unterschiede zu erkennen.

Schon nach kurzer Zeit kann man anhand des Klangs entscheiden, ob man sich vor einer Wand, einer Glastür oder einem Vorhang befindet.

 Ein weiteres Beispiel aus der Praxis ist die Erkennung eines Autos: Mit etwas Übung kann man nicht nur die Position eines Fahrzeugs bestimmen, sondern auch die Vorder- und Rückseite unterscheiden. Auch die Frage, ob ein Garagentor geöffnet oder geschlossen ist und ob sich darin ein Auto befindet, lässt sich mit Klicksonar problemlos beantworten. Besonders beeindruckend ist das schnelle Erlernen von räumlichen Strukturen. So konnte ich in einem Gebäude hören, dass die Decke eine Kuppelform hat, was mir eine ganz neue Wahrnehmung der Architektur ermöglichte.

Anwendungsbeispiele von Klicksonar

Klicksonar bietet eine Vielzahl von praktischen Anwendungsmöglichkeiten. Insbesondere für blinde und sehbehinderte Menschen eröffnet diese Technik völlig neue Wege, sich in ihrer Umgebung zu orientieren. Sie ermöglicht eine größere Unabhängigkeit im Alltag, sei es beim Spazierengehen, Einkaufen oder in unbekannten Umgebungen. Doch Klicksonar ist nicht nur praktisch, sondern auch äußerst faszinierend. Wer sich auf diese Technik einlässt, entdeckt eine neue Art, die Welt zu erfahren. Man bekommt nicht nur ein besseres Gespür für Entfernungen und Formen, sondern entwickelt auch eine völlig neue Wahrnehmung von Räumen und Objekten.

Neben den praktischen Vorteilen ist Klicksonar auch ein großartiges Hobby. Es fördert die Konzentration, schärft die Sinne und bietet immer neue Herausforderungen. Dabei bleibt der Spaß keineswegs auf der Strecke: Das Üben mit Klicksonar ist spannend und oft auch verblüffend, wenn man erkennt, wie viel man allein durch Schall über die Umgebung herausfinden kann.

 Die Entstehungsgeschichte von Klicksonar

Die Technik der aktiven Echoortung wurde insbesondere durch den Amerikaner Daniel Kish bekannt, der selbst blind ist und diese Methode perfektioniert hat. Im englischsprachigen Raum ist sie als „Flashsonar“ bekannt. Daniel Kish hat Klicksonar nicht nur für sich selbst entwickelt, sondern bietet auch weltweit Schulungen an, um anderen blinden und sehbehinderten Menschen zu zeigen, wie sie diese Fähigkeit erlernen können. Er hat bewiesen, dass es möglich ist, sich mit Klicksonar sogar sicher mit dem Fahrrad fortzubewegen.

In Deutschland ist der Verein "Anderes Sehen e.V." eine wichtige Anlaufstelle, wenn es um Klicksonar geht. Der Verein fördert die Selbstständigkeit blinder und sehbehinderter Menschen und bietet gezielte Schulungen an, bei denen man Klicksonar von Grund auf lernen kann. Ein besonderer Trainer des Vereins ist Juan Ruiz, der ebenfalls blind ist und als Experte für Klicksonar Menschen hilft, diese Fähigkeit zu entwickeln und zu verfeinern. Ruiz hat durch jahrelange Praxis und sein tiefes Verständnis der Technik unzähligen Menschen geholfen, ihre Unabhängigkeit durch Klicksonar zu stärken.

Klicksonar-AG an der Carl-Strehl-Schule

Auch an der Carl-Strehl-Schule bieten wir in unserer Klicksonar-AG seit 2012 die Möglichkeit, diese faszinierende Technik zu erlernen und zu üben. Egal, ob du noch Anfänger oder schon Profi bist – oder einfach nur neugierig auf eine neue Art der Wahrnehmung – bei uns kannst du Klicksonar von Grund auf kennenlernen. Wir zeigen dir, wie du dich Schritt für Schritt in deiner Umgebung mit Klicksonar orientieren kannst.

Unsere AG bietet nicht nur eine Einführung in die Technik, sondern auch viele praktische Übungen, die dir helfen, deine Fähigkeiten zu verbessern. Neben dem Lernen kommt der Spaß nicht zu kurz: Klicksonar ist nicht nur eine wertvolle Orientierungshilfe, sondern auch ein Hobby, das Kreativität und Neugier weckt. Wenn du Interesse hast, mehr über Klicksonar zu erfahren oder mit uns üben möchtest, dann komm gerne zu einem unserer AG-Treffen oder informiere dich beim Verein "Anderes Sehen e.V." Dort bekommst du wertvolle Tipps und Unterstützung, um die faszinierende Welt des Klicksonars zu entdecken.

Termin:

Immer freitags vor Schulsamstagen, 14.00-15.30 Uhr, Treffpunkt vor dem Schulsekretariat

Kontakt:

Rückfragen zur AG gerne an Frau Lange: c.lange@blista.de, Tel.: 06421 606193 oder an Herrn Marte: marte@blista.de.

Weitere Informationen unter: klicksonar.de und in Ausgabe 122 des Kopfhörers, dem Hörjournal der DBH.