Empowerment durch PROJob
Ein emotionaler und erlösender Prozeß
Martina Borghardt, Jobcoach bei PROJob | Das Konzept von PROJob wurde bereits in der letzten Ausgabe der blista-News vorgestellt. Daran anknüpfend möchten wir nun eine konkrete Erfolgsgeschichte präsentieren. Mitte Oktober des letzten Jahres kam unsere Teilnehmerin Kristina T. zu PROJob nach Frankfurt. Kristina musste ihren Arbeitsplatz bei der Stadt Frankfurt aufgeben, da sie aufgrund ihrer Sehbehinderung an ihre physischen und psychischen Grenzen stieß. Viele Computerprogramme bei der Stadt Frankfurt sind leider immer noch nicht barrierefrei nutzbar und sehbehindertenspezifische Arbeitstechniken waren ihr noch nicht bekannt.
Kristina ist aktiv geworden und hat sich selbstständig im Netz auf die Suche nach einer Organisation oder einem Lehrgang für Menschen mit Sehbehinderung gemacht. Dabei ist sie auf die blista und das Angebot von PROJob gestoßen. Im Jobcenter hat sie dann gezielt nach mehr Infos gefragt. Deshalb ist es ihr eine echte Herzensangelegenheit, über PROJob zu berichten und das Konzept noch mehr Menschen bekannt zu machen.
Nach einem Beratungsgespräch in unserer Geschäftsstelle im Spätsommer des letzten Jahres war sie restlos begeistert von der Maßnahme als Chance, um ihre Sehbehinderung anzunehmen. Außerdem fand sie es großartig, sich in PROJob die neuesten Hilfsmittel und Techniken anzueignen, die ihr in ihrem privaten und beruflichen Alltag von Nutzen sein würden. Und das Beste daran: Sie lernt, wie sie sich auf dem Arbeitsmarkt als Bewerberin mit einer Sehbeeinträchtigung präsentieren kann.
In der Arbeit mit unseren Teilnehmenden konzentrieren wir uns auf ihre individuellen Voraussetzungen, um vor allem durch die Biographiearbeit im Rahmen des Profilings ihre Ressourcen aufzuspüren, ihre Selbstbestimmtheit zu fördern, um ihnen wieder eine Teilhabe am inklusiven Arbeitsleben zu ermöglichen. Im besten Fall begleitet unser Jobcoaching durch das Erkennen der IST-Situation und führt den Coachee behutsam zu einer realistischen Selbsteinschätzung für die Zukunft. Es ist ein unglaublich spannender Prozess, der den Raum der beruflichen Möglichkeiten in eine ganz neue Dimension erweitert. In Kombination mit dem Training der individuellen sehbeeinträchtigtenspezifischen Arbeitstechniken, in ihrem Fall das Trainieren von Shortcuts und das Nutzen der Sprachausgabe, stärken wir die Teilnehmenden.
Wir haben Kristina bei der Erstellung ihrer individuellen Bewerbungsmappe unterstützt. Wir haben Bewerbungsgespräche, in denen die Behinderung offen angesprochen wird, nicht nur simuliert, sondern auch als Video aufgenommen und in anschließenden Feedbackrunden in der Peergroup besprochen.
Das Ziel ist klar: Schon in den Bewerbungsunterlagen soll auf die Sehbehinderung hingewiesen werden. So kann der potenzielle Arbeitgeber gleich zu Beginn als kompetenter Gesprächspartner im Umgang mit der Behinderung überzeugt werden.
Kristina selbst beschreibt den Prozess als sehr emotional und erlösend mit vielen Höhen und Tiefen. Die Angst vor Ablehnung wurde dadurch deutlich gemindert. Während ihres vierwöchigen Praktikums, das durch die Kooperation mit der Firma Ferrero in Frankfurt am Main ermöglicht wurde (an dieser Stelle noch einmal vielen Dank für die Unterstützung), hat sie nicht nur wertvolle Einblicke in die Berufswelt gewonnen, sondern auch erkannt, wie sie ihre Behinderung im Arbeitsalltag am besten managt. Wir sind begeistert, wie sie sich entwickelt hat und welche Erkenntnisse sie gewonnen hat. Kristina hat ihren Traumarbeitgeber gefunden. Einen inklusiven Top-Arbeitgeber in Frankfurt, die Rot-Kreuz-Kliniken, die eine brandneue Teilzeitstelle für Recruiting geschaffen haben.
Ich bin überglücklich, dass Kristina mit ihren transparenten Bewerbungsunterlagen und ihrem offenen und souveränen Umgang mit ihrer Behinderung im Vorstellungsgespräch punkten konnte. Das Feedback des Arbeitgebers zeigt, dass sie genau die Richtige für den Job ist. Auch die Unterstützung durch unseren erfahrenen Reha-Lehrer Herrn Klose aus Marburg hat zu dieser Teamleistung beigetragen.