Buchtipps
Sörensen hat Angst - Sven Stricker
Urlaub an der holländischen Nordseeküste. Im Gepäck die beiden Krimis von Sven Stricker „Sörensen hat Angst“ und „Sörensen fängt Feuer“. Passt, irgendwie.
Sörensen, der Kommissar ohne Vornamen aus Hamburg, lässt sich freiwillig in die Kleinstadt Katenbüll in Nordfriesland versetzen, die seit seiner Ankunft im September unter Dauerregen zu leiden hat. Dort will er versuchen, wieder zur Ruhe zu kommen, um endlich seine Angststörung und seine Panikattacken in den Griff zu bekommen. Klar, dass daraus nichts wird, denn kaum angekommen, hat er sich schon um die erste Leiche zu kümmern, den Bürgermeister. Es werden noch weitere Tote folgen. Die Kleinstadt entpuppt sich schnell als nordfriesisches Sodom und Gomorra. Natürlich löst Sörensen den Fall und Frieden kehrt wieder in Katenbüll ein. Aber nur für kurze Zeit.
Sörensen fängt Feuer - Sven Stricker
Keine drei Monate später geht es schon wieder los. Weihnachten steht vor der Tür. Einem Bekannten von Sörensen läuft in der Nacht eine junge Frau vor das Auto. Sie ist blind, abgemagert und trotz eisiger Kälte in einem viel zu dünnen Nachthemd unterwegs. Jette will nicht sagen, wo sie herkommt, nennt auch keinen Nachnamen. „Habt ihr viel gebetet?“, fragte Sörensen. „Ja“, sagte Jette. „Sehr, sehr viel. Papa hat um Verzeihung gebeten, weil ich blind bin. Und dass ich für die Sünden der anderen büße, hat er gesagt. Und dass das eine wichtige Aufgabe ist. Aber ich will nicht für die anderen büßen.“ Als Sörensen endlich ihre Wohnadresse herausfinden kann, hat er auch schon die erste Leiche am Bein und auch diesmal sollen es noch mehr werden.
Nach den Kinderschändern im ersten Band treibt nun eine religiöse Sekte in und um Katenbüll ihr Unwesen. Und das, wo Sörensen doch gerade das Medikament gegen seine Angststörung absetzen will. „…also schien man sich in dieser Welt normalerweise nicht verstecken zu müssen, auch wenn man blind war und damit kein wertvolles Geschöpf Gottes. Das hatte Papa immer wieder behauptet: Sie wäre kein wertvolles Geschöpf Gottes. Sie wäre ein Unfall. Ein Fehler. Ein schreckliches Missgeschick.“
Sven Stricker, der im letzten Marburger Krimiherbst „Sörensen fängt Feuer“ in der Marburger Stadtbücherei vorgestellt hat, versteht es zu erzählen. In der Hauptrolle ein sympathischer Kommissar, eher klein als groß, ein kämpferischer Terrier, der trotz seiner Probleme irgendwie versucht mit dem Leben klarzukommen, so wie eben alle um ihn herum auch. Wem die Serie „Der Tatortreiniger“ mit dem philosophierenden Bjarne Mädel als Schotty zusagt, der wird an Sörensen auch seine Freude haben.
Beide Krimis sind in der „Deutschen Blinden Bibliothek“ als Hörbuch ausleihbar. „Sörensen hat Angst“ hat die Bestellnr. 797801 und „Sörensen fängt Feuer“ ist unter 854581 ausleihbar.
Blind Date in Paris - Stefanie Gerstenberger & Marta Martin
Sommerferien. Die 16-jährige Wanda, erfolgreiche Leistungssportlerin in Rhythmischer Sportgymnastik, also das Ding mit den Keulen und Reifen, sitzt im Zug zu ihrer Pariser Tante Aurélie. Ein kleines Malheur mit ihrer Nase hat dafür gesorgt, dass Wanda in diesen Ferien nicht an Wettkämpfen teilnehmen kann, stattdessen soll sie nun Französisch pauken, sagt der Herr Papa. Das erste Mal in ihrem Leben steht sie nicht unter Aufsicht ihres ehrgeizigen Vaters, der bisher dafür gesorgt hat, dass sie außer Sport und Schule noch nicht viel vom Leben mitbekommen hat.
Im Zug trifft sie auf den 19-jährigen Ken und seine Barbie. Ken ist vor einigen Jahren erblindet. Barbie ist nicht die Flamme von Ken, sondern sein Blindenführhund. Das Gespann ist ebenfalls auf dem Weg nach Paris. Ken will dort Kontakt zu seinem Vater aufnehmen, der seine Mutter vor Jahren, als Ken gerade erblindete, verlassen hat. Seitdem hasst er ihn und hat bisher jedes Zusammentreffen abgelehnt. Zwei junge Menschen mit Problemvätern sind nun auf dem Weg in die Stadt der Liebe. Wanda wird gleich bei der Ankunft von zwei Taschendiebinnen um ihr Handy und Geld erleichtert. Ken, der perfekt französisch kann und sich in Paris, wo er jahrelang gewohnt hat, sehr gut auskennt, bietet sofort seine Hilfe an. Leider erweist sich Tante Aurélie, die dort als Fotografin lebt und arbeitet, als nächstes Fiasko. Eine unglückliche Liebesbeziehung hat sie in den Suff getrieben. Auch hier ist Ken sofort zur Stelle. Er bietet sich an zu bleiben und die beiden zu unterstützen. Jetzt heißt es für Ken und Barbie living next door to Wanda. Klar, dass da mehr draus wird! Mensch, wir sind in Paris, zwei hormondurchtränkte Teenager und es ist Sommer. Aber vor dem Spaß muss die Wohnung auf Vordermann gebracht und Tantchen wieder auf die Spur gesetzt werden. Es locken schattige Parks, tolle Sehenswürdigkeiten, Cafés, Bars, Restaurants - überall gibt es Leckereien. Was in den nächsten Wochen gefuttert werden wird, geht auf keine Kuhhaut. „Später, als wir die verschiedenen Desserts (Auflauf mit Sauerkirschen, Mousse au Chocolat, ein halb gefrorenes Zitronenparfait) durchprobiert und aufgegessen hatten,“ … Hallo! Wanda! Du bist eine Turnerin! Da müsste der Finger doch ständig Richtung Hals gehen – aber davon kein Wort in diesem romantischen Liebesroman. Weiter im Text. Das Feuer bei Ken und Wanda ist entfacht, eine stürmische Leidenschaft entbrennt, im Liebesrausch taumeln die beiden durch Paris und ins Bett. Klar, dass irgendwann auch mal das böse Erwachen kommen muss, die Ferien dauern ja schließlich nicht ewig. Aber keine Angst, für jedes Problem wird sich eine Lösung finden – wie im echten Leben eben. Blind Date in Paris ist ein Jugendbuch für Mädels in der Pubertät. Eine Mischung aus romantischem Kitsch und echten Problemen. Aber aufgepasst, die beiden Autorinnen haben beim Thema Blindheit fast kein Klischee ausgelassen. Und: Das richtige Leben ist komplexer! Das Lesen hat mir trotzdem Spaß gemacht - endlich mal keine schwere Kost. Und Paris: olala! Eine bessere Städtewerbung kann es kaum geben - ein zum Buch gewordener Traum. Wuppertal, Pirmasens, Mannheim, Kassel oder an welch kümmerlichem Ort man wohnt, sind da schnell vergessen. „Das war Paris! Mein Paris. Wunderschön, wie in einem Film, den ich mit kreiert hatte.“ - Die fabelhafte Welt der Amélie lässt grüßen!
Ausleihbar als Hörbuch in der „Deutschen Blinden-Bibliothek“ Bestellnummer 873931.
Eric - …durch fremde Augen – Babo Graf Harrach/Illustriert von Anja Feil
Eric lebt in Frankfurt und ist ein blinder Junge von acht Jahren, der kurz vor seiner Einschulung steht. Damit er den Schulweg sicher alleine bewältigen kann, bekommt er einen Blindenhund an seine Seite gestellt. Fortan wird er mit ihm so manches Abenteuer erleben, denn Watson, so heißt sein neuer Freund mit Fell und vier Pfoten, war ursprünglich für die Polizeilaufbahn vorgesehen, hat sich dann aber doch umentschieden. Aber als Krimileser wissen wir ja: einmal „Bulle“ immer „Bulle“ - Hund kann nicht aus seiner Haut. Und es geht Schlag auf Schlag. Mit Watson wird es für Eric nie langweilig. Watson stellt Fahrraddiebe, entdeckt Brände, rettet Babys aus dem Swimmingpool, jagt hinter Einbrechern und Wilderern her und, und, und. Für Abwechslung in Erics Leben ist durch Watson fortan bestens gesorgt.
Hundertachtzig Seiten mit vielen Bildern zum Selberlesen oder Vorlesen lassen - für die Alterskohorte U 10 würde ich mal sagen. Aber Vorsicht: Das Buch kann beim jungen Publikum den intensiven Wunsch nach einem vierbeinigen Freund wecken! Inhaltlich ist das Buch nur an die Realität angelehnt. Eric kommt doch recht reif für sein Alter rüber, mal so eben einen Schlaganfall zu diagnostizieren, den hinfälligen Großpapa in die stabile Seitenlage zu wuchten – Hut ab. Auch dass man einen achtjährigen Pimpf mit einen ehemaligen Polizeihundanwärter als Blindenhund ausstattet, ist wohl eher ungewöhnlich, trotzdem eines der besseren Books-on-Demand mit vielen netten Zeichnungen von Anja Feil.