Interview mit Schulleiter Peter Audretsch:
Teamplayer mit Leidenschaft
Peter Audretsch ist Schulleiter der „Carl-Strehl-Schule”. Seit 1998 unterrichtet der gebürtige Marburger Mathe und Physik. Im Interview erzählt er aus seinem Alltag und verrät, was ihn an der blista besonders beeindruckt hat.
blista-News: Wie kamen Sie 1998 an die blista?
Peter Audretsch: Als gebürtiger Marburger war mir die blista vom Namen her bekannt. Was hier genau passiert, wusste ich aber nicht. Im Rahmen meines Referendariats an einem Gymnasium in Butzbach habe ich an der Blindenschule in Friedberg hospitiert. Das fand ich ungemein spannend. Und als dann die blista genau meine Fächerkombination (Mathe und Physik) suchte, habe ich mich sofort beworben.
blista-News: Wie waren ihre ersten Eindrücke damals?
Audretsch: Ich bin in meinem ersten Jahr als Lehrer mit auf die Skifreizeit in den Bayerischen Wald gefahren. Wenn man das von außen betrachtet, würde man sagen: Das ist doch eine absurde Idee! Wenn man dann aber auf der Piste mit dabei ist, kann man nur zu dem Schluss kommen: Das ist genau die richtige Idee! Es war faszinierend zu sehen, was dort von allen Beteiligten geleistet wird. Und mit welcher Begeisterung alle bei der Sache waren. Das war stark und hat mich sofort für die blista eingenommen.
blista-News: Nach mehreren Jahren als Lehrer an der blista haben Sie von 2012 bis 2014 den Weiterbildungsmaster Blinden- und Sehbehindertenpädagogik an der Uni Marburg absolviert. Wie waren die Erfahrungen, die Sie dort gesammelt haben?
Audretsch: Das war eine hervorragende Erfahrung, weil ich dort mein Wissen, das ich durch die Lehrpraxis hatte, auf theoretischer Ebene vertiefen konnte. Ich habe viel über Wahrnehmung gelernt. Das hat mir für meinen weiteren Unterricht sehr geholfen. Deswegen bin ich froh, dass wir den Weiterbildungsmaster fortsetzen konnten und erneut zwei Kolleginnen der CSS daran teilnehmen.
blista-News: Wie sieht Ihr Arbeitstag als Schulleiter aus? Unterrichten Sie noch?
Audretsch: Mir ist es wichtig, dass ich wenigstens noch eine Klasse unterrichte. Besonders gerne mache ich das in der Jahrgangsstufe 7 in Physik. Da beginnt man gerade, das Fach zu vermitteln und kann daher viel mit Experimenten und Versuchen arbeiten. Ansonsten besteht mein Arbeitsalltag darin, dass ich viel Zeit damit verbringe, mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus der Schule, aber auch aus den anderen blista-Ressorts und dem Vorstand, zu kommunizieren, mich zu besprechen, Dinge abzuklären. Vieles davon geschieht in enger Abstimmung mit meinen beiden Stellvertretern und der erweiterten Schulleitung. Wir arbeiten als Team zusammen, in dem jeder für bestimmte Dinge zuständig ist.
blista-News: Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben als Schulleiter?
Audretsch: Ich verstehe mich als Teamplayer. Eine meiner Aufgaben ist es, Kreativität zu ermöglichen, dem Lehrerkollegium die Freiräume zu geben, die es braucht, damit auch neue, auf die Bedürfnisse unserer Schülerinnen und Schüler zugeschnittene Unterrichtsangebote entstehen können. Eine weitere zentrale Aufgabe ist es, mich als Schulleiter um Schülerinnen und Schüler zu kümmern. Gerade auch um diejenigen, die mit Schwierigkeiten und Problemen zu kämpfen haben.
Als einer von mehreren Ressortleitern der blista gehört es natürlich auch zu meinen Aufgaben die Schule im Zusammenspiel mit den übrigen Abteilungen zu vertreten.
blista-News: Was war für Sie die größte Veränderung seit Sie Schulleiter geworden sind?
Audretsch: Als Schulleiter ist man intensiv in die Lösung von Herausforderungen für einzelne Schülerinnen und Schüler involviert. Dabei habe ich gelernt, welche Gesamtherausforderungen einige unserer Schüler bewältigen, die teilweise weit über den Schulalltag hinausgehen.
blista-News: Was sind die wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre?
Audretsch: Den Weg, den wir in den letzten Jahren begonnen haben, gilt es konsequent fortzusetzen. Seit einem Jahr lernen Schüler mit und ohne Sehbeeinträchtigung miteinander und voneinander. Unser Schwerpunkt liegt klar weiterhin darauf für Heranwachsende mit Blindheit und Sehbehinderung ideale Lernbedingungen anzubieten. Diese Lernbedingungen und Lernmittel, etwa im naturwissenschaftlichen Unterricht, sind auch für sehende Schülerinnen und Schüler ein echter Gewinn. Das ist eine tolle Sache, die hier entwickelt wurde. Der blista-Campus wird in den nächsten Jahren noch vielfältiger werden. Die Montessori-Schule und die Carl-Strehl-Schule arbeiten mit sehr ähnlichen Methoden. Ich wünsche mir, dass wir noch mehr miteinander verwachsen. Dass wir weiterhin Lösungen kreieren, die unsere Schülerinnen und Schüler weiterbringen. Das ist eine spannende Aufgabe, die ich mit allen Kolleginnen und Kollegen gerne angehe.
blista-News: Wie entspannen Sie sich von dem mitunter stressigen Job als Schulleiter?
Audretsch: Wenn ich mit meiner Frau und meinem Sohn zusammen bin, kann ich Kraft tanken. Das tut ungemein gut. Ansonsten bin ich gerne auf Skiern unterwegs. Meine große Leidenschaft ist allerdings das Motorradfahren. Wenn ich so durch die Alpen fahre, kann ich wunderbar den Kopf freibekommen. Ich bin auf dem Motorrad eher der Cruiser. Mir geht‘s nicht so sehr um die Geschwindigkeit, vielmehr um das Gefühl des Fahrens und Dahingleitens.
blista-News: Herzlichen Dank für das Gespräch!
[Das Interview führte Thorsten Büchner.]