Wenn die 13er die Wände hoch gehen

Zwei Schüler in Sportkleidung stehen vor einer Wand mit Klettergriffen. Einer hat ein Kletterseil in der Hand, während sein Kletterpartner ihm beim ertasten des Knotens zusieht.

Sportkurs Klettern

Till Zipprich | Bis Anfang dieses Schuljahres war der Sportunterricht für mich persönlich nur äußerst selten ein wirklicher Grund zur Freude, gelte ich doch gemeinhin als unsportlich. In kaum irgendetwas war ich wirklich gut, was natürlich Einfluss auf meine Noten, aber vor allen Dingen auf meine Motivation hatte, was mich wiederum nicht zu sonderlich großen Leistungen antrieb und so fort. Ein Teufelskreis, der sich auch in der Oberstufe nicht öffnete. Zwar gab es hier die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Sportkursen zu wählen, doch davon wollte irgendwie nichts so recht zu mir passen.

Als ich dann Anfang dieses Schuljahres hörte, dass es jetzt auch einen Sportkurs Klettern geben sollte, war ich sofort Feuer und Flamme. Erinnerungen an meine ersten blista-Jahre und die Kletter-AG wurden wach. Ja, das war eine der wenigen Sportarten, die ich damals gern betrieben, aber irgendwann wieder sein gelassen hatte. Doch warum nicht wieder damit anfangen?

Einmal Aula und zurück

So fand ich mich zusammen mit neun weiteren Schüler*innen meiner Jahrgangsstufe im Sportkurs Klettern bei Herrn Arnold wieder, der mich gleich zuerst einmal bremste. „In den ersten Stunden gehen wir noch nicht in die Kletterhalle, sondern wir bleiben hier auf dem Gelände.“ Aber das machte überhaupt nichts, denn trotzdem fanden wir jede Menge spannender Möglichkeiten, uns auf das Hallenklettern vorzubereiten. Aufgaben, die den Teamgeist stärken sollten, wie etwa alle Schüler*innen des Kurses auf einen für sie allein viel zu hohen Mattenberg zu schaffen, leichtere Kletterübungen, etwa auf einen immer höher werdenden Turm aus Bierkisten oder das Erklimmen der Sprossenwand in der Sporthalle und dann über das Geländer auf den darüberliegenden Gang gehörten dazu. Besonders gern erinnere ich mich an die Stunde, in der wir nicht in die Sporthalle gehen konnten, da dort die Aufbauten für die Hilfsmittelausstellung Rehafair stattfanden. Wir machten aus der Not eine Tugend, gingen in die Aula und kletterten dort. Wir seilten uns von der Empore ein paar Meter auf den Boden der Aula ab und zogen uns im Anschluss auch selbst wieder hinauf. Ein Spektakel, das man nur selten erlebt.

Das Bild zeigt eine Kletterwand von unten in der Kletterhalle. Von oben seilt sich ein Schüler ab.

Hallo Halle!

Solchermaßen vorbereitet, gingen wir kurz vor den Weihnachtsferien erstmals in die Kletterhalle. Diese kannte ich noch aus meiner früheren Kletterzeit, trotzdem musste ich mich erst einmal wieder einfinden. Nachdem ich das aber erst einmal geschafft hatte, erwachte die alte Begeisterung sehr schnell. Unterstützt von Herrn Arnold und der Co-Lehrerin Hanna Benenson erklommen wir nun alle die Wände, loteten Grenzen aus und lernten immer mehr, uns auch gegenseitig zu helfen. Inzwischen hat jeder von uns auch schon einmal seine Mitschüler* innen gesichert und ist gleichsam von ihnen gesichert worden. Dafür braucht es Vertrauen und Verantwortung, zwei Faktoren, die weit über den Sport hinaus sehr wichtig für das gemeinsame Lernen und Leben sind. Die Begeisterung schlug sich denn auch in meiner Zeugnisnote nieder. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, irgendwann einmal sagenhafte 13 Punkte in Sport zu haben.

Ein Sport für alle

Sehr gut ist mir im Zusammenhang mit der Notenvergabe aber auch Herr Arnold im Ohr, der sagte, es sei sehr schwer, die Schüler*innen dieses Kurses vernünftig zu benoten, da jeder auf seine Weise große Leistungen zeigt und sich sehr viel Mühe gibt. Und das ist ein großer Vorteil am Klettern: Fast jeder kann es tun und jeder so schnell, so hoch und so anspruchsvoll, wie er kann und will. Ein Sport also, der den unterschiedlichsten Schüler*innen und ihren Bedürfnissen gerecht wird und uns alle dadurch, dass er eben so vielseitig ist, immer weiter zu neuen Herausforderungen anspornt, egal wie weit wir jeweils schon sind. Der Eine versucht sich an immer schwierigeren Routen, die farblich markiert sind, die Andere, die diese Markierungen nicht sehen kann, klettert mit Überhang, also gleichzeitig nach oben und nach hinten, wieder jemand anderes versucht sich am Kletterautomaten, der durch ein sehr anderes Sicherungsgefühl ebenfalls eine Herausforderung darstellt.

Diese Möglichkeit, den Unterricht nach den eigenen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Zielen ausrichten zu können, wirkt sehr motivierend, auch auf Schüler*innen, die im klassischen Schulsport eher etwas zurückbleiben.
Für mich hat der Sportkurs Klettern dafür gesorgt, dass ich eine alte Leidenschaft wieder oder überhaupt erst so richtig entdeckt habe. Inzwischen besitze ich eigene Ausrüstung und bin fest entschlossen, auch nach meiner blista-Zeit noch regelmäßig an die