blista ehrt ihren ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden Jupp Dörrich
Pit Metz * - Im Jahr 2016 feierte die blista ihr 100-jähriges Bestehen. Der Betriebsrat nahm dies zum Anlass, den Startgeber für die Gründung eines Betriebsrates im Jahr 1967 zu würdigen und seinen Tagungsraum offiziell „Jupp-Dörrich-Raum“ zu nennen.
Josef „Jupp“ Dörrich war ein gelernter Werkzeugmacher in der Punktschriftmaschinenproduktion. In den frühen 80er Jahren initiierte er eine Bewegung unter den Beschäftigten, um die blista in den damaligen BAT, den Bundesangestelltentarifvertrag, einzugliedern. Bis dahin waren die Löhne und Gehälter ohne tarifliche Grundlage und Rechtssicherheit gezahlt worden. Mit der Einbindung in das Tarifgefüge des Öffentlichen Dienstes war ebenfalls eine zusätzliche Altersversorgung verbunden. Die „ZVK“, die Zusatzversorgungskasse des Öffentlichen Dienstes, stellt heute für viele blista-Rentnerinnen und -Rentner die sogenannte „zweite Säule“ der Altersrente dar.
In der Mitte der 70er Jahre war Jupp Dörrich auch für Schülerinnen und Schüler der blista ein verlässlicher Bündnispartner bei der Reform des Internats. Rudi Ullrich, einer der damaligen Schülersprecher, erinnerte während der Einweihungsfeier an seine Gespräche mit Jupp Dörrich, der die Schülerforderung nach einem dezentralen Wohngruppenkonzept, als Sprecher der Beschäftigten, tatkräftig unterstützte.
Während der Einweihungsfeier erinnerten Joachim Lemke und Pit Metz an einige entscheidende Auseinandersetzungen zwischen Betriebsrat und Vorstand. Joachim Lemke: „Von Jupp konnte man viel lernen. Vor allem: klare gewerkschaftliche Standpunkte argumentativ vertreten und Kompromisse eingehen, wenn’s nicht anders ging.“ Pit Metz erklärte in seiner Laudatio die Entstehung des Portraits; sie zeigt Jupp während einer Diskussion mit dem damaligen Direktor Hertlein auf einer Veranstaltung der betrieblichen Friedensinitiative im Jahr 1983. „Lange Jahre galten Wehrmachtsdeserteure wie Jupp als feige Vaterlandsverräter; aber Jupp war ein mutiger Mann. Als Antifaschist wollte er kein Mittäter in Hitlers Vernichtungskrieg sein. Er floh als deutscher Soldat zu den italienischen Partisanen und geriet dort in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Von dort kam er nach Marburg, denn die Rückkehr in seine einstige Heimat im Sudetenland war nicht mehr möglich.“ Vorstandsvorsitzender Claus Duncker: „Der blista-Vorstand und der blista-Betriebsrat ehren mit der Raumbenennung eine große verdienstvolle und beeindruckende Persönlichkeit, dessen Namen nicht in Vergessenheit geraten darf.“
[* Ehemaliger Betriebsratsvorsitzender, Foto: Dr. Imke Troltenier]