Hochspannung im Doppelpack: Krimiautor Andreas Pflüger zu Gast
Thorsten Büchner. Die Schülerbibliothek der blista war bis auf den letzten Platz gefüllt, als der bekannte Krimi- und Drehbuchautor Andreas Pflüger zu erzählen begann (Foto links). Der 59jährige Wahl-Berliner stellte den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe seinen neuen Thriller „Endgültig“ vor, der mehrere Monate lang auf der „Krimi-Bestenliste“ der Wochenzeitung „Die Zeit“ stand. Hauptfigur des actiongeladenen Romans ist Jenny Aaron, ausgebildete Elitepolizistin, die während eines aus dem Ruder laufenden Einsatzes in Barcelona erblindet.
Fünf Jahre später. Jenny Aaron arbeitet wieder als Polizistin beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden als Verhörspezialistin und Fallanalytikerin. Da wird sie von ihren alten Kollegen aus der Elitetruppe nach Berlin gerufen. Ein Mörder, den sie vor Jahren überführte und festnahm, hat im Gefängnis eine Psychologin ermordet. Er spricht mit niemandem, will nur mit Jenny Aaron sprechen. Voller Unbehagen fliegt sie nach Berlin und merkt schnell, dass das nur der Anfang einer ganz anderen gefährlicheren Geschichte ist. Derjenige, der ihr damals in Barcelona in den Kopf geschossen hat, ist wieder da und hat noch eine Rechnung mit ihr offen.
Mit mehreren rasanten Lese-Ausschnitten machte Pflüger Lust auf sein Buch. Er erzählte von seinen intensiven Recherchen, bei denen er „fast alles was es zum Thema Blindheit gibt“ gelesen hat. „Für mich war es eine enorme Herausforderung, in die Rolle einer blinden Frau zu schlüpfen. Ich hatte das Privileg, dass mir einige blinde Frauen einen Einblick in ihren Alltag gewährten und mir für all meine Fragen zur Verfügung standen.“
Als Pflüger eine Passage vorlas, in der sich Jenny Aaron mit Klicksonar orientierte, war er begeistert, dass es auch unter den Zuhörenden welche gab, die diese Art der Orientierung als Ergänzung zum Blindenstock nutzen.
Die Idee, eine erblindete Polizistin zur Heldin seines neuen Thrillers zu machen, kam Pflüger, als er über den französischen, ebenfalls blinden, Widerstandskämpfer Jacques Lusseyran las. „Immer wenn die Resistance-Gruppe jemanden auf Herz und Nieren überprüfen wollte, etwa ob es ein eingeschleuster Spion der Nazis war, schickten sie Lusseyran zu ihm und sagten. „Warte bis der Blinde ihn gesehen hat“. Das fand ich einen ganz starken Satz, und da begann die Geschichte um Jenny Aaron in meinem Kopf.“
Im Anschluss an die Lesung warf Andreas Pflüger – begleitet von Andrea Katemann, Leiterin der Deutschen Blinden-Bibliothek - einen Blick hinter die Kulissen der Brailledruckerei, ließ sich von Punktschriftkorrektorin Gisela Lütgens alles zur Punktschriftübertragung erklären und besichtigte schließlich die Studios der Hörbücherei, wo er für ein ausführliches Interview zur Verfügung stand.
Nach kurzer Verschnaufpause im Hotel ging es für den gebürtigen Saarländer, der unzählige Drehbücher für Tatort-Folgen (Berlin, Leipzig, Weimar) geschrieben hat, auch gleich weiter in die Marburger Oberstadt zur Traditionsbuchhandlung „Elwert/ Lehmanns“. Dort stellte er zusammen mit blista-Lehrer Jürgen Rupprath, der einige Passagen aus „Endgültig“ in Punktschrift vortrug, seinen Thriller dem Marburger Publikum vor (Foto rechts).
In entspannter Atmosphäre plauderte Pflüger mit Thorsten Büchner, der durch den Abend führte, und beantwortete die Fragen des Publikums. Zum Schluss verriet Pflüger, dass es noch zwei weitere Romane um Jenny Aaron geben werde. Alle Beteiligten, die blista-Organisatoren, die Buchhändlerinnen, das Publikum und der Autor selbst, waren sich einig, dass auch der nächste Krimi um Jenny Aaron unbedingt in Marburg vorgestellt werden muss.
Das ausführliche Interview mit Andreas Pflüger finden Sie in der 92. Ausgabe des Info-Magazins der „DBH“, dem „Kopfhörer“. Die aktuelle Ausgabe können Sie auf www.katalog.blista.de unter dem Link „Zeitschriften“ herunterladen. „Endgültig“ ist auch als Hörbuch bei der DBH ausleihbar.