Zurück in den Job mit PROJob

Eine junge Frau am sehbehindertengerecht eingerichteten Büro-Arbeitsplatz

Cecilia Röhler und Otfrid Altfeld | Seit 2019 bietet die blista PROJob an, das speziell Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung bei der beruflichen Neuorientierung unterstützt. Im Interview erläutert Otfrid Altfeld, wie PROJob die Teilnehmer*innen auf ihrem Weg zurück in den Arbeitsmarkt begleitet und welche vielfältigen Maßnahmen das Programm umfasst, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt ist sehr dynamisch. Es gibt einen eklatanten Fachkräftemangel in vielen Bereichen, während in manchen Segmenten die Nachfrage nach neuen Mitarbeiter* innen eher gering ist. Zudem erleben viele Unternehmen eine Erneuerungswelle, die von Digitalisierung, hybridem Arbeiten und verstärkter Teamarbeit geprägt ist. Diese Veränderungen stellen sowohl Arbeitgeber*innen als auch Mitarbeitende vor große Herausforderungen. Gleichzeitig zeigt sich der Arbeitsmarkt in einigen Bereichen sehr durchlässig. Viele Unternehmen sind offen für neue Mitarbeitende, die vom visuellen Standard abweichen, und bekennen sich klar zu Diversität und Inklusion.

An den Standorten in Marburg und Frankfurt (Main) bietet die blista das Integrationsangebot PROJob an. „Dieses Programm richtet sich an Menschen, die ihren individuellen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt oder eine Ausbildung/ Umschulung gestalten möchten,“ sagt Otfrid Altfeld, Leiter des blista Ressorts focus Arbeit, in dem ProJob angesiedelt ist. Die Teilnehmer*innen erwartet ein umfassendes Programm, das unter anderem ein individuelles Assessment, Training der sozialen Kompetenz, spezifisches barrierefreies Bewerbungstraining, EDV- und Hilfsmittelschulung, Selbstpräsentationstraining, Stil- und Imageberatung sowie Orientierung und Mobilität umfasst. Außerdem bietet es berufspraktische Fähigkeiten und Vermittlungscoaching an. Ein weiteres wichtiges Element ist das Praktikum. Insgesamt dauert das Programm maximal 11 Monate.

Ein Mann und eine Frau sitzen am Tisch, auf dem Stoff- und Farbbeispiele liegen. Eine Beraterin steht hinter der Frau und legt ihr ein türkises Tuch um.

„Der Arbeitsplatz stellt für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit eine besondere Herausforderung dar“, so Altfeld und weiter „Es geht nicht nur darum, die fachlichen Kompetenzen produktiv einzusetzen, sondern auch darum, soziale Kontakte zu den Kolleg*innen aufzubauen und zu pflegen.“ Nur so könnten sie an den formellen und informellen Arbeitsprozessen teilnehmen. Mit PROJob sollen die Teilnehmer*innen unterstützt werden, nicht nur den Weg in die Arbeit zu finden, sondern sich auch nachhaltig in die bestehenden Strukturen eines Unternehmens integrieren.

„Bei uns gibt es keine vorgefertigten Lösungen von der Stange. Wir entwickeln gemeinsam mit den Teilnehmer*innen individuelle Wege zurück in den Job, basierend auf ihren Bedürfnisse und Ressourcen,“ betont Altfeld. Dazu zählen Strategien für die Bewerbungsphase und die bedarfsorientierte Weiterentwicklung der EDV-Kompetenzen. Außerdem wird die bewusste Auseinandersetzung mit den sozialen und persönlichen Anforderungen am Arbeitsplatz gefördert.

„Die Grundlage für unsere intensive Arbeit wird in einem detaillierten Eingangs-Assessment gelegt,“ erklärt Altfeld. Hier werden die Interessen, Erfahrungen und Kompetenzen der Teilnehmer* innen geklärt und im Hinblick auf die Rückkehr in die Arbeit bewertet. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird gemeinsam ein Förderplan entwickelt, der die individuellen Kompetenzen stärkt und Potenziale entwickelt.

Das Praktikum dient der persönlichen Erprobung und dem Kennenlernen von Unternehmen. Es bietet die Möglichkeit, die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen zu erproben und besser einzuschätzen, ob eine Mitarbeit in dem jeweiligen Unternehmen vorstellbar ist. „Oftmals führt ein erfolgreiches Praktikum dazu, dass die Teilnehmer*innen direkt aus PROJob heraus in den Job wechseln,“ sagt Altfeld.

Teilnahmeberechtigt sind alle Personen mit Blindheit oder Sehbehinderung, die arbeitsuchend sind. „Wir sind AZAV-zertifiziert, daher kann die Teilnahme durch die Bundesagentur für Arbeit, das Job- Center oder die Rentenversicherung gefördert werden,“ erläutert Altfeld. Dies sollte im persönlichen Gespräch mit den Berater*innen des Kostenträgers geklärt werden.

Die Teilnahme an PROJob kann jederzeit nach Absprache mit den Kolleg*innen in den Beratungszentren in Marburg und Frankfurt begonnen werden. Am Standort Marburg werden auch Wohnmöglichkeiten in einem Apartment oder in der PROJob-WG angeboten.

Kontakt

Beratungs- und Schulungszentrum Marburg: Ute Mölter
​Tel: 06421/606-500
moelter@blista.de

blista Frankfurt: Martina Borghardt
Tel. 069/4035 6134
m.borghardt@blista.de