Hessenweite Beratung für Menschen mit Hörsehbehinderung und Taubblindheit
Amélie Schneider | Seit April 2023 engagiert sich die blista mit einem neuen Angebot für mehr Teilhabe und Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft. Mit maßgeblicher Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration arbeiten vier Kolleginnen am Aufbau der „Hessischen Beratungsstelle für Menschen mit Hörsehbehinderung & Taubblindheit“. Ute Mölter, Leitung des blista-Beratungs- und Schulungszentrums und Amélie Schneider, Stabsstelle Projektmanagement, haben bundesweit Kontakte zu relevanten Netzwerkpartner*innen geknüpft und Konzepte vorbereitet. Lena Schmidt und Klara Bellinger konnten im November 2023 als Beraterinnen gewonnen werden. Beide begegnen den Herausforderungen des komplexen Aufgabengebietes hoch motiviert und hatten in den ersten Arbeitswochen ein umfangreiches Pensum spannender Aufgaben. Sie erlernen die Deutsche Gebärdensprache, vernetzen sich und gestalten das neue Angebot mit vielen eigenen Ideen mit.
Fragen an Klara Bellinger:
Welche Ausbildung haben Sie?
Ich bin Psychologin und ausgebildete Gestalttherapeutin. Der Gestaltansatz ist ein humanistischer Ansatz, der den gegenwärtigen Kontakt mit dem Gegenüber in den Mittelpunkt stellt und mit dem subjektiven Erleben im Hier und Jetzt arbeitet.
Welchen Bereich der neuen Tätigkeit finden Sie besonders spannend?
Als Gestalttherapeutin ist es sehr spannend, sich der Wahrnehmung und dem Erleben von Menschen anzunähern, deren Seh- und Hörsinn beeinträchtigt ist und nach Möglichkeiten zu suchen, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und zu kommunizieren.
Welche Ziele verbinden Sie mit der neuen Beratungsstelle?
Eine Anlaufstelle zu sein für Betroffene, Angehörige und Interessierte. Zu erfassen, was sich taubblinde und hörsehbehinderte Menschen wünschen und entsprechende Angebote zu schaffen. Vernetzung zu fördern und für das Thema zu sensibilisieren.
Fragen an Lena Schmidt:
Welche Ausbildung haben Sie?
Ich habe Soziale Arbeit studiert und absolviere zurzeit berufsbegleitend das Masterstudium Psychosoziale Beratung und Recht in Frankfurt mit dem Schwerpunkt Beratung und Psychotherapie in der Lebensspanne.
Was gefällt Ihnen besonders an der neuen Aufgabe?
Ich habe großes Interesse an der Gebärdensprache und weiteren Kommunikationsformen in der Taubblindenberatung, die meine vorhandenen Kompetenzen erweitern. Zudem finde ich es spannend, in einem noch nicht weit verbreiteten Arbeitsfeld tätig zu sein.
Welche Aspekte sind Ihnen wichtig im Aufbau der hessenweiten Beratungsstelle?
Ich möchte, dass die Beratungsstelle zur Umsetzung des BTHG und BGG beiträgt und sich somit für mehr Teilhabe und Selbstbestimmung einsetzt. Unsere Klient*innen sollen dabei begleitet werden, vorhandene Hürden zu überwinden und Lösungen zu finden.
Niedrigschwelliger Ansatz und Vernetzung
Die neue Beratungsstelle ist ein wichtiger Schritt, um ein gutes Versorgungssystem für Menschen mit Taubblindheit und Hörsehbehinderung in Hessen aufzubauen, vorhandene Angebote zu vernetzen und ratsuchenden Menschen begleitende und stärkende Gesprächsmöglichkeiten anzubieten. Ziel ist es, Impulse zu setzen, um die oft bestehende private und gesellschaftliche Isolation taubblinder und hörsehbehinderter Menschen zu lösen.
Menschen jeden Alters, die Schwierigkeiten aufgrund einer bestehenden oder drohenden Einschränkung beider Fernsinne (Sehen und Hören) haben, erhalten Beratung und Begleitung dabei, die richtigen Angebote und Ansprechpartner*innen für ihre Belange zu suchen. Der Austausch und die Informationen für Angehörige sind ebenfalls wichtige Bausteine der Arbeit.
Geht es um Themen wie Schwerbehindertenausweis, Taubblindengeld, Assistenz oder die Kostenübernahme für Hilfsmittel erhalten die Ratsuchenden Informationen, konkrete Unterstützung bei der Antragstellung und falls erforderlich Begleitung zu Ämtern und Kostenträgern. Zudem bieten Lena Schmidt und Klara Bellinger in allen Lebensphasen begleitende Gespräche an, um Krisen zu meistern, persönliche Perspektiven zu entwickeln und passende Angebote zu finden. Sie recherchieren bundesweit und stellen Kontakte zu Selbsthilfegruppen, Vereinen, Bildungs-, Reha- und Förderangeboten her.
Die Gespräche können in den Räumen in Frankfurt/Main oder in Marburg, online per Zoom, am Telefon, bei den Menschen zuhause oder in Einrichtungen stattfinden. Dank eines Dienstwagens und dem Job-Ticket sind die beiden Beraterinnen hessenweit mobil. Die Beratung ist kostenfrei und bei Bedarf werden Gebärdensprachdolmetschende oder Taubblindenassistenzen für die Termine organisiert. In diesem Jahr soll das Angebot um Veranstaltungen erweitert werden, die Möglichkeiten für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen aus Hessen bieten, sich zum Beispiel persönlich zu treffen, an einem Trommel-Workshop teilzunehmen, Lormen zu lernen oder alles Wichtige über das Taubblindengeld zu erfahren.
Die weiteren Informationen finden Sie unter: www.blista.de/tbl-beratungsstelle