Der 'Systementwickler'
Markus Biber im Porträt
Thorsten Büchner | Dass Markus Biber als gebürtiger Münchener im mittelhessischen Marburg landen würde, stand für die „bayerische Frohnatur“ schon recht früh fest. „Ich hatte von Kindesbeinen an mit blinden und sehbehinderten Menschen Kontakt, weil meine Mutter als Lehrerin und mein Vater als Schulleiter an der bayerischen Landesschule für Blinde in München arbeiteten und unterrichteten.“ Dabei begleitete der junge Markus oft auch die schulischen Freizeitaktivitäten und war so schon vor „Urzeiten“ bei einem Wassersportausflug auf der Lahn erstmals mit Marburg und der blista in Berührung gekommen.
Doch zuerst „bin ich aus dem vorgezeichneten Weg ausgebrochen und habe Toningenieur in England studiert und dann dort gearbeitet.“ Biber ist seit seiner Kindheit ein begeisterter Musiker, so dass ihm im England der 90er Jahre, zur Hochzeit des Brit-Pop, „das Herz aufging“. Zurück in Deutschland studierte er in Regensburg Geographie und Anglistik, stets mit dem klaren Ziel vor Augen, an der blista unterrichten zu wollen. Als er dann alle Abschlüsse in der Tasche hatte, musste er zunächst erneut einen anderen Weg einschlagen. „Ich war über zehn Jahre zuerst an Schulen in Marburg und dann im benachbarten Kirchhain aktiv.“ Zusätzlich arbeitete Biber fünf Jahre als Universitätsdozent an den Fachbereichen Geographie und Schulpädagogik. Doch dann erfüllte sich Bibers Berufstraum und es ergab sich die Chance, als Fachbereichsleiter an die Carl-Strehl-Schule zu wechseln und in diesem Rahmen den Weiterbildungsmaster Blinden- und Sehbehindertenpädagogik zu studieren.
Acht Jahre später ist Markus Biber nun stellvertretender Schulleiter der Carl- Strehl-Schule und als pädagogischer Leiter maßgeblich daran beteiligt, dass die blista „weiterhin so lebendig und offen für Neuentwicklungen“ bleibt. Entwicklung ist ein passendes Stichwort, wenn man sich mit der Tätigkeit von Markus Biber auf dem blistaCampus beschäftigt.
Biber ist seit mehreren Jahren für Schulentwicklung zuständig. Dieser eher abstrakte Begriff wird klarer, wenn Biber die Veränderungen der letzten Jahre beschreibt. „Seit gut zwei Jahren haben wir auch nicht seheingeschränkte Schüler*innen bei uns an der CSS. Die Montessori- Schule wächst und gedeiht. Wir sind auf einem tollen Weg, uns immer weiter zu einem gemeinsamen, inklusiven Bildungscampus zu entwickeln.“ Diese Entwicklung voranzutreiben und „zu leben“ beschreibt Biber als eine seiner Hauptaufgaben.
Biber war längere Zeit kommissarischer Schulleiter der Montessori-Grundschule und plante in dieser Funktion auch die Einrichtung einer Sekundarschule, die ab kommendem Schuljahr den Schulbesuch von Klasse 7 bis 10 in einer Montessori-Schule ermöglicht. „Den Prozess der Planung, Entwicklung und Genehmigung dieser völlig neuen Schule zu lenken und dabei kreativ tätig zu sein, war eine faszinierende Aufgabe“, sagt der begeisterte Pädagoge.
Montessori-Pädagogik und das Lernen an der Carl-Strehl-Schule "passen wunderbar zusammen"
Als Gesamtleiter der Montessori-Schulen auf dem blistaCampus wird Biber beide Schulen, die Grund- und Sekundarschule, weiterhin intensiv begleiten. In seinem Amt als stellvertretender Schulleiter der Carl-Strehl-Schule sieht Biber eine Chance, dass „wir die Stärken beider Systeme, CSS bzw. CSG und Montessori-Schulen, zum Vorteil aller Beteiligten noch weiter synergetisch zusammenbringen und so auch das schulische Angebot auf dem blistaCampus noch breiter und durchlässiger aufstellen."
Montessori-Pädagogik und das Lernen an der Carl-Strehl-Schule „passen wunderbar zusammen, weil bei beiden die Schülerinnen und Schüler als Individuen mit eigenen Interessen und Anforderungen im Mittelpunkt des pädagogischen Handelns stehen.“
An seiner konzeptionellen Arbeit schätzt Markus Biber besonders, dass „wir im Team arbeiten und alle gemeinsam mit viel Einsatz und Kreativität in die gleiche Richtung wollen. Und dafür bin ich sehr dankbar.“
Bei so viel konzeptioneller Entwicklungsarbeit fragt man sich, ob da noch Zeit zum Unterrichten bleibt. „Weil ich die englische Sprache und Kultur wie auch das Unterrichten so liebe, würde ich nie ohne meine Englischschüler und -schülerinnen sein wollen, denen ich meine Leidenschaft für England und die USA vermitteln möchte“, verrät Biber, der auch für das jährliche Austauschprogramm mit einer Partnerschule in Ohio verantwortlich zeichnet.
Neue Ideen und Impulse bekommt der vierfache Familienvater beim Heimwerken, beim Joggen, in der Sauna oder beim täglichen Fußweg von zuhause auf den blistaCampus. Entspannung findet Biber beim Musikhören oder beim Musikmachen. Wie sehr diese Entspannung andere erfreut, davon konnten sich unzählige Gäste bei blista-Veranstaltungen überzeugen, bei denen Biber mit Kolleg*innen singend in die Tasten greift, Gitarrensaiten zum Schwingen bringt oder ein Schlagzeug kunstvoll bearbeitet. Am wohlsten fühlt er sich aber, ganz der Bayer, „bei einem kühlen Weißbier und einer ‚Brezen mit Obazdn‘ im Biergarten“. Und das funktioniert hie und da sogar in Mittelhessen. „Hollereidulliö!“